14.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Unglaublich viel für Werther geleistet«

Ehemaliger Chefarzt Dr. Siegfried Zierenberg mit 91 Jahren gestorben - Verdienste um Jacobistift

Von Stefan Küppers
Werther (WB). Dr. Siegfried Zierenberg ist tot. Der ehemalige Chefarzt des Jacobistiftes starb am vergangenen Sonntag nach kurzer, schwerer Krankheit mit 91 Jahren. Werther trauert um einen Mann, der in einem erfüllten Leben viel für die Stadt und ihre Bürger bewirkt hat, ohne dass er politische Ämter inne gehabt hätte.

Dr. Siegfried Zierenberg hat in den 50 Jahren, die er in Werther lebte und arbeitete, Spuren hinterlassen. »Er hat für Werther unglaublich viel geleistet«, würdigte ihn gestern Bürgermeisterin Marion Weike. Große Verdienste erwarb er sich als Chefarzt der inneren Abteilung am Wertheraner Krankenhaus, der er 1957 wurde. Seine ärztliche Tätigkeit ist im Gedächtnis vieler Menschen geblieben, weil er seinen Patienten stets auf eine sehr menschliche Art und Weise beigestanden habe, erinnert sich sein langjähriger Weggefährte im Jacobistift, Pastor i.R. Werner Lohmann. Doch das Engagement von Dr. Siegfried Zierenberg ging eben weit über die Arbeit eines Chefarztes hinaus.
Er baute die Schwesternhelferinen-Schule mit auf. Und in der schwierigen Zeit der erzwungenen Kooperation des Jacobistiftes mit dem Haller Krankenhaus Ende der 70er Jahre spielte Siegfried Zierenberg eine entscheidende Rolle. Der Chefarzt bewies Charakter und Rückgrat, als er einen wichtigen Brief des gemeinsamen Krankenhaus-Vorstandes an die Bezirksregierung nicht unterschrieb und stattdessen demonstrativ seinen Rücktritt als leitender Arzt des Krankenhauses Halle-Werther erklärte. »Hätte ich unterschrieben, hätte ich auch dazu beigetragen, dass der Untergang des Jacobistifts schon damals eingetreten wäre«, erinnerte sich Zierenberg in seiner Chronik, die er über das St. Jacobistift verfasste und die im WESTFALEN-BLATT vor zwei Jahren veröffentlicht wurde. Der Chefarzt kämpfte seinerzeit an vorderster Stelle für die Wiedererlangung der Selbstständigkeit des Wertheraner Krankenhauses. Ein Gespräch, das Zierenberg an einem denkwürdigen Abend vor dem »Deutschen Haus« in Werther am Rande einer SPD-Veranstaltung mit dem damaligen NRW-Ministerpräsidenten Johannes Rau führte, stellte die Weichen für eine Scheidung der unglücklichen Krankenhaus-Zwangsehe.
Auch in seinem Ruhestand, den er 1981 antrat, blieb Dr. Zierenberg ein viel gehörter Mahner und Kritiker in Sachen Krankenhaus-Politik. Die Schließung des Krankenhauses in 2002 traf ihn persönlich tief. »Wir Wertheraner verstehen diese Entscheidung nicht«, schrieb er in seiner Chronik. »Das Krankenhaus fehlt uns jeden Tag.«
Doch das Krankenhaus war nur ein, wenn auch wichtiger, Teil des Lebens von Dr. Siegfried Zierenberg, der in Meinsen bei Bückeburg als dritter Sohn eines Pastors aufwuchs. Seine bewegenden Erlebnisse als Bataillionsarzt im Krieg und Jahre in Kriegsgefangenschaft fasste er 1984 in seinem Buch »Sieben Jahre Russland« zusammen.
Viel Beachtung fanden in Werther auch die Filme von Dr. Siegfried Zierenberg. Als er 1957 nach Werther kam, drehte er die ersten Filme. Später wurde er für seine anspruchsvollen Arbeiten mit der 16-Millimeter-Filmen vom Verband Deutscher Filmamteure sogar ausgezeichnet. Besonders interessant für die Menschen hier waren seine Filme über das »alte Werther«. Zierenbergs Filmvorführungen »Aus meinem Archiv« waren beliebt und viel besucht. Diese Filme hatte Zierenberg übrigens nochmals überarbeitet und der Stadt zur weiteren Nutzung übergeben. Verdienste erwarb er sich auch als Vorsitzender des Tennisclubs BW Werther, den er mit aufbaute. Neben seiner Familie galt seine große Liebe auch der Hausmusik. Die pflegte der Pianist im Kreis von Freunden.
Die Trauerfeier findet Freitag, 16. Februar, 13.30 Uhr in der Friedhofskapelle Werther statt.

Artikel vom 14.02.2007