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Evolution statt Revolution

Arminia Bielefeld hofft auf eine entspannte Rückkehr zur Normalität

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Strömender Regen, ein grauer Vormittag, nicht nur auf dem Arminia-Trainingsgelände. Eine Handvoll Bielefelder Anhänger ist gekommen. Deutlich weniger als die im Dutzend wartenden Journalisten, die 16 Stunden nach der Demission des Fußball-Trainers Thomas von Heesen herausfinden wollen, was plötzlich anders geworden ist beim Erstligisten.

Aber so viel ändern soll sich ja überhaupt nicht mit der Beförderung des Assistenten Frank Geideck zum allein Verantwortlichen. Nur gewinnen wollen die Arminen künftig wieder häufiger - sofort am Sonntag gegen Bochum und dann gerne so oft wie im Oktober. »Die Entscheidung, mich zum Cheftrainer zu machen, ist eine Grundsatzentscheidung, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen«, sagt der 39-Jährige: »Deshalb wäre es völliger Unsinn, jetzt etwas ganz Neues zu machen.«
Und so läuft Ênach einer ersten Ansprache des neuen Mannes in der Kabine, der Sport-Geschäftsführer Reinhard Saftig und Kapitän Mathias Hain ein paar Worte folgen lassen, alles wie gehabt: Die Stammkräfte des vorangegangenen Spieltages laufen locker aus. Der Cheftrainer bleibt bei den Ersatz- und Tribünenkräften. Auch äußerlich gibt es keine Veränderungen. Geideck bevorzugt bei der Arbeit weiter den Trainingsanzug. Die grau-blaue Regenjacke, die er trägt, setzt ebenfalls keine übermäßigen farblichen Akzente.
Etwas anderes würde aber auch nicht zu dem ruhigen Fußball-Facharbeiter und Diplom-Sportlehrer passen, der sich das Vertrauen seiner Belegschaft erarbeitet hat. »Wir sind überzeugt davon, dass Frank das Ruder herumreißen kann«, sagt Markus Schuler. »Frank Geideck war nie der typische Co-Trainer, nicht die Stimmungskanone oder das Ohr der Mannschaft«, betont Kapitän Hain, »er hat immer schon gedacht und gearbeitet wie ein Cheftrainer.«
Über ihren »Ex« sprechen die Spieler am Tag danach übrigens nur, wenn sie ausdrücklich nach Thomas von Heesen gefragt werden. Respekt ist die Vokabel, die schließlich bei fast allen Wortmeldungen irgendwann fällt. Jörg Böhme bildet da keine Ausnahme: »Ich verstehe die Entscheidung nicht, respektiere sie aber.« Unausgesprochen bleibt jedoch die Erleichterung, dass die Unruhe, die von Heesen selber mit der unendlichen Trainerdebatte hereingetragen hatte, nun wohl endlich ein Ende haben dürfte.
Den bisherigen Saisonverlauf vergleicht der Sportgeschäftsführer Saftig mit einem Pendel, das im Herbst zur einen und im Winter zur anderen Seite ausgeschlagen habe. Keine habe die wahre Arminia gezeigt. Jetzt müsse man den Trend brechen und zur Normalität zurückkehren. Unaufgeregt. Ohne revolutionäre Neuerungen.
»Wir stehen nicht auf einem Abstiegsplatz«, stellt Saftig fest und würde am liebsten zwangsweise Aufbruchstimmung verordnen. So einfach geht das aber nicht, obwohl Mathias Hain überzeugend verspricht, dass man »bestimmt nicht« absteigen werde. Der loyale Kapitän versucht sogar einen letzten Schulterschluss mit dem bisherigen Trainer: »Wer ihn verbal attackiert, attackiert auch die Mannschaft. Die Leute, die im letzten Heimspiel gegen Thomas waren, müssen jetzt wieder mit uns allen an einem Strang ziehen - oder zu Hause bleiben.«

Artikel vom 13.02.2007