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Dr. Risken legt
Geständnis ab

Besselmann nicht im Zeugenstand

Versmold (igs). Überraschende Wende im Prozess gegen den Ex-Stockmeyer-Gesellschafter Dr. Arno Risken: Der 63-Jährige hat gestern im zweiten Anlauf vor der I. Strafkammer des Landgerichts Bielefeld ein Geständnis abgelegt. Demnach hat er nicht nur deutlich mehr von den Schwarzlöhnen und Steuerhinterziehungen gewusst, als er noch zum Prozessauftakt vor einer Woche eingeräumt hatte: Er hat den Haupttäter auch bestärkt, mit dieser illegalen Praxis weiter zu machen.

So kommt es nicht mehr dazu, dass der bereits wegen Steuerhinterziehung und Betruges in 252 Fällen verurteilte Josef Besselmann als Zeuge gehört wird. Besselmann hatte Risken, dem die Staatsanwaltschaft Beihilfe in diesen Fällen vorwirft, schwer belastet (»Der hatte praktisch die Kontrolle«). Risken war damals Gesellschafter der Stockmeyer-Gruppe, die zuletzt einen 45-prozentigen Anteil an der Besselmann-Firma »Quality Consult« besaß. Über dieses Unternehmen, das unter anderem im Bereich Reinigung für Stockmeyer tätig war, sollen maximal 1,5 Millionen Euro an Schwarzlöhnen an Mitarbeiter geflossen und so Umsatz-, Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge in Millionenhöhe hinterzogen worden sein. Das Geld hierfür hatte Besselmann über Scheinrechnungen generiert.
»Ich habe von den Schwarzgeldzahlungen gewusst und diese im Interesse des Unternehmens gebilligt«, sagte Risken gestern vor der Kammer um Vorsitzenden Richter Wolfgang Korte aus. Über die Schwarzgeldzahlungen habe es auch immer wieder Vier-Augen-Gespräche mit Besselmann gegeben, in denen über Details diskutiert wurde.
Vor einer Woche hatte Risken noch erklärt, eher am Rande darüber informiert gewesen zu sein und die Schwarzlöhne »hingenommen zu haben«. Er habe einen Ansehensverlust vermeiden und seine Kinder nicht enttäuschen wollen, begründete er, warum er den Sachverhalt vor einer Woche »verkürzt und in Teilen unzutreffend« geschildert hatte. Damit hat die Absprache der Verfahrensbeteiligten wieder Bestand, dass Risken eine Maximalstrafe von einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung und einer Geldbuße von höchstens 1,3 Millionen Euro zu erwarten hat.
»Unter dem Eindruck der ersten Verhandlung habe ich eine sehr ernste Zwischenbilanz gezogen«, sagte Risken gestern, der nach seinem Geständnis erleichtert wirkte. »Der Anklagevorwurf ist begründet.« Er habe die Schwarzlohnzahlungen gebilligt, da es um die Sicherstellung der Lieferfähigkeit des Unternehmens gegangen sei. Schwarz bezahlt wurden demnach Sonderschichten an Feiertagen und am Wochenende, für die es schwierig gewesen sei, Arbeitskräfte zu finden.
Das System der Schwarzlohnzahlungen habe es bei Quality Consult schon gegeben, bevor Stockmeyer 1997 als Minderheitengesellschafter eingestiegen sei. »Ich habe Josef Besselmann dann gesagt, er soll erst einmal weiter machen. Der Mechanismus war mir klar.« Heute wisse er, dass diese Praxis ein Irrweg war. Er müsse und wolle mit den selbstverantworteten Folgen leben. »Meine Welt hat sich grundlegend geändert.«
Der Prozess wird am morgigen Donnerstag um 11 Uhr fortgesetzt. Risken will sich dann zu seinen persönlichen Verhältnissen äußern, anschließend werden Verteidigung und Staatsanwaltschaft die Schlussvorträge halten.

Artikel vom 13.02.2007