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Im »Goldrausch« bis
weit nach Mitternacht

Erfolgreiche Biathletinnen feierten auch ohne Männer

Antholz (dpa). Sie feierten, bis die Musik zusammen packte. Im riesigen Festzelt in Antholz, inmitten der begeisterten Fans, fühlte sich die deutsche Biathlon-Mannschaft pudelwohl.Einfach goldig: Dreifach-Weltmeisterin Magdalena Neuner. Foto: dpa
Nach dem überragenden Erfolg mit fünf Goldmedaillen bei der WM im Südtiroler Antholz wurde sogar die Heimreise verschoben. Auf die Uhr schaute auch niemand mehr. »Überraschende Feste sind oft die schönsten. Es war ganz nett«, sagte Kati Wilhelm beim Aufbruch weit nach Mitternacht. Sie hatte den Abend bei Blasmusik an der Seite ihres Freundes Andreas Emslander verbracht.
»Wir haben es zwei Tage nach meinem 20. Geburtstag schön krachen lassen«, sagte die dreimalige Weltmeisterin Magdalena Neuner. Gut aufgehoben fühlten sich auch die beiden Staffel-Mitstreiterinnen Andrea Henkel und Martina Glagow im Kreis der deutschen Skitechniker.
Dagegen waren nach den stressigen Tagen bis auf Sven Fischer und Michael Rösch die deutschen Herren sowie der komplette Trainerstab schon abgereist. Sie genossen den überragenden Triumph mit fünf Goldmedaillen in den elf WM-Entscheidungen und insgesamt elf Medaillen im kleineren Kreis von Freunden und Familie.
Biathlon hat durch die »wunderschöne Weltmeisterschaft« (IBU- Präsident Anders Besseberg) weltweit neue Freunde gewonnen, auch wenn die Antholzer Tage weitgehend unter schwarz-rot-goldener Flagge standen. Zwei Drittel der 106 500 Zuschauer in der Arena waren Deutsche. Die höchsten TV-Einschaltzahlen erreichten ARD und ZDF. Am WM-Schlusstag sahen 6,11 Millionen Zuschauer die Damen-Staffel und 5,79 Millionen schalteten beim Herren-Massenstart ein.
»Die Biathlon-Erfolgsstory geht weiter«, stellte Alfons Hörmann zufrieden fest - sowohl aus nationaler Sicht als Präsident des Deutschen Skiverbandes (DSV) als auch als Vizepräsident der Internationalen Biathlon-Union (IBU).
Der Präsident lobte das Engagement des gesamten DSV-Teams in höchsten Tönen. »Diese Erfolge sind keine Selbstläufer. Da stecken ein erstklassiges Trainer-, Wissenschaftler- und Betreuer-Team, bestens arbeitende Techniker und hochmotivierte Athleten dahinter«, sagte er. Mit elf WM-Plaketten wurde die Vorgabe von sechs Medaillen weit übertroffen.
Zudem könnte in Magdalena Neuner ein neuer Superstar geboren worden sein. »Auf jeden Fall ist 'Lena' ein absoluter Hoffnungsträger, ein frisches, junges Gesicht, ein unverwechselbarer Typ als mediales Aushängeschild«, sagte Hörmann. Sie werde hoffentlich für die nächsten zehn Jahre und darüber hinaus dazu beitragen, dass der Verband potente Sponsoren an sich binden kann. Zunächst jedoch geht das Feiern für die 20-Jährige selbst weiter. Für Freitag lädt ihre Heimatgemeinde Wallgau zum Empfang. Da wird die Neuner-Familie komplett dabei sein - Papa Paul sogar in leitender Funktion: Er dirigiert dann die Kapelle.

Artikel vom 13.02.2007