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Viele versuchen hier ihr Glück

Eindrucksvolle Reportage über ein Armenviertel in Lissabon


Arte, 22.45 Uhr: Fontainhas ist ein armer Stadtteil in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon. Heruntergekommene Wohnungen und Einwanderer aus aller Herren Länder prägen das Bild. Besonders viele Menschen von den Kapverden versuchen von hier aus ihr Glück. Doch viele von ihnen scheitern auf dem Weg ins verheißungsvolle Europa und bleiben in Fontainhas hängen. Der Filmemacher Pedro Costa nahm seine Kamera und drehte ein ungewöhnliches Dokudrama, in dem sich dich die Bewohner des Stadtteils selber spielen: »Jugend voran!«.
Fontainhas soll abgerissen und neu gestaltet werden. Die Bewohner müssen in neue Sozialwohnungen umsiedeln. Dieses Schicksal trifft auch Ventura, einen pensionierten Arbeiter von den kapverdischen Inseln, der seit 34 Jahren in Fontainhas lebt. Seine Frau Clotilde hat ihn kürzlich verlassen und nun streift er verloren zwischen den schmutzigen Straßen seines alten Viertels und den nüchternen weißen Häusern des Sozialwohnungsbaus umher. Jeden Tag besucht Ventura seine drei Kinder und andere Bewohner des Viertels, die er wie seine Kinder behandelt.
Er teilt mit ihnen die Erinnerungen an sein früheres Leben: Daran, wie er Clotilde kennen gelernt hat, und an seine Arbeit auf dem Bau. Aber nicht nur Ventura, sie alle - Lento, Vanda, Gustavo und die anderen kapverdischen Bewohner von Fontainhas - erzählen von ihrem Alltag zwischen Drogen, Geldnot und Ausweglosigkeit. Regisseur, Autor und Kameramann Costa filmte die Menschen in Fontainhas über Wochen. Dabei konzentriert sich die Kamera ganz auf die Menschen vor ihr, rückt sie ins natürliche Licht. Costa gelingt es, die sozialen, privaten und häuslichen Grenzen zwischen dem armen und dem renovierten Viertel einzureißen.

Artikel vom 13.02.2007