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KarstadtQuelle

Urlaub statt Einzelhandel


Man stelle sich vor: Der Bäcker, der in der ganzen Stadt für seine Brötchen bekannt ist, setzt plötzlich ganz stark auf Torten. Oder die Auto-Reparaturwerkstatt verkauft von heute auf morgen nur Neuwagen. Solche Schwenks gibt es. Aber das Risiko, bei der Wende aus der Kurve getragen zu werden, ist groß.
Thomas Middelhof, Chef des KarstadtQuelle-Konzerns, muss die Lage im Einzel- und Versandhandel schon als ziemlich prekär einstufen, wenn er sich plötzlich in so starkem Maße auf den Tourismus stürzt. Dabei handelt er nicht ohne Vorbild. Auch die frühere Preussag AG hat sich, bevor sie ihren Namen in TUI änderte, vor einigen Jahren vom Rohstoff- zum Tourismuskonzern gewandelt. Heute könnte Preussag/TUI allerdings mit Erdgas und Stahl wieder gutes Geld verdienen.
Neckermann-Reisen macht es möglich: Mit Hilfe der Eigenmarke Thomas Cook stürzt sich nun auch KarstadtQuelle auf den Reisemarkt. Die Renditen liegen klar über dem von Kaufhäusern und Katalogversendern. Middelhoff sollte allerdings bedenken, dass die Kuchenstückchen umso kleiner werden, je mehr Mitesser sich am Tisch einfinden. Und dass eine Branche, die heute noch glänzend dasteht, morgen schon auf eine waghalsige Talfahrt geraten kann, hat der frühere Bertelsmann-Manager ebenfalls schon erlebt: mit dem Internet und der New Economy. Bernhard Hertlein

Artikel vom 13.02.2007