10.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Stimmungskurve geht hoch

Prominente Redner beim Kreisverbandstag des Landwirtschaftsverbandes

Kreis Gütersloh (ag). Die Stimmung bei den Landwirten wird optimistischer, doch gibt es auf dem EU-Markt noch genügend Konfliktpotenzial - dies war die Quintessenz des Gütersloher Kreisverbandstages im Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband, der Freitag rund 180 Zuhörer in den Saal der Gaststätte Mütherthies in Spexard zog.

Auch wenn es zum Teil unter den deutschen Bauern massive Kritik an einigen EU-Vorschriften gebe, erläuterte der stellvertretende Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes Adalbert Kienle, herrsche bei den Landwirten generell eine deutliche Europa-Überzeugung. Neben besserer Exportmöglichkeiten sei es laut Kienle vor allem der neuerliche »Energiehunger«, der dem Nahrungsmittelmarkt »Wind unter die Flügel« gebracht habe.
Im Widerstreit zwischen Nahrungsmittel- und Energieproduktion sei die Nahrungsmittelproduktion vorrangig zu behandeln, machte Kienle klar und lag damit zumindest diesbezüglich auf einer Wellenlänge mit dem anderen prominenten Redner, den Kreisverbandsvorsitzender Arnold Weßling gestern begrüßte: Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf. »Eine Gesellschaft, die einen hohen Preis nicht für Nahrung, sondern für einen vollen Tank bezahlen will, ist pervers«, wetterte Graefe, der gestern eher in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (ABL) sprach denn als stellvertretender Vorsitzender des Agrarausschusses im Europaparlament. So sparte der Gast auch nicht mit Kritik am Bauernverband, dessen verstärkte Hinwendung zur Bioenergieerzeugung er ablehnt. Auch in Sachen Milchpreis warf er dem Bauernverband vor, nicht rechtzeitig und vehement genug die Auseinandersetzung gesucht zu haben, als die Molkereien den Preis auf Kosten der Erzeugerbetriebe unterliefen.
Dem generellen Preisdumping könnten Landwirte, so Graefe zu Baringdorf, nur durch die Erschließung von höherpreisigen Märkten entgegenwirken. Qualität und regionaler Bezug seien hier Ausschlag gebend. Mit regionalen Bio-Erzeugnissen hätten beispielsweise die Landfrauenverbände eine erfolgreiche Marktstrategie aufgebaut. »Es scheint so, als seien die Frauen hier schneller als viele ihrer männlichen Kollegen«, sagte der Grünen-Politiker, der die Schaffung europaweiter Qualitätsstandards fordert.

Artikel vom 10.02.2007