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Im Sabbatjahr: Vom Teuto bis zum Tafelberg

»Aussteiger« Johannes Remling berichtet im Heimathaus von seiner Reise nach Südafrika

Borgholzhausen (law). Den Alltag mit all seinen Aufgaben und Pflichten einmal hinter sich lassen und in die Ferne aufbrechen, wer träumt nicht davon? Johannes Remling hat sich diesen Traum erfüllt. Mit seinem Geländewagen fuhr er vor seiner Haustür in Bielefeld los und kam sechs Monate später am Tafelberg in Südafrikas Metropole Kapstadt an. Von seinen Erlebnissen berichtete der 56-jährige am Freitagabend im Heimathaus.

Das Heimathaus in Borgholzhausen platzte förmlich aus allen Nähten, so viele Menschen wollten den abenteuerlichen Geschichten von Johannes Remling lauschen. Einmal direkt von einem »Aussteiger« erfahren, was das für ein Gefühl sein muss, alles hinter sich zu lassen und sich in ein großes Abenteuer zu stürzen. Denn eine ganz alltägliche Reise war das nicht, die der Mathe- und Sportlehrer an der Borgholzhausener Gesamtschule da unternommen hatte. Statt - wie üblich - in den Flieger zu steigen und Richtung Südafrika aufzubrechen, kaufte sich Johannes Remling über das Internet einen zwei Tonnen schweren Toyota Landcruiser. An der Gesamtschule beantragte der Lehrer ein so genanntes »Sabbatjahr«, dass verbeamteten Pädagogen erlaubt ein Jahr Auszeit zu nehmen.
Im Herbst 2005 brach der 56-Jährige bepackt mit einer kleinen Digitalkamera, einem Dachzelt, Kocher und einige Kleidungsstücken von seiner Bielefelder Wohnung aus auf, um das ferne Südafrika zu erkunden. »Es war schon immer ein großer Traum von mir«, erzählt Johannes Remling. Große Vorbereitungen und Pläne hatte der Vater von zwei Töchtern nicht geschmiedet. »Ohne eine feste Route und ohne Navigationssystem bin ich einfach drauflos gefahren.« Bereits von 1993 bis 1997 hatte der Lehrer das südliche Afrika hautnah erleben können, unterrichtete an einer Schule in Windhoek, Namibia.
Seine mehr als 30 000 Kilometer lange Tour führte ihn innerhalb von sechs Monaten über Italien, Griechenland, Türkei, Syrien, Jordanien, das Rote Meer und den Sinai, den Nil herunter. Weiter ging es durch Kenia, Somalia, Simbabwe, Mosambik und Swasiland bis er nach fast genau sechs Monaten am Tafelberg ankam. »Manche Länder habe ich nur im Durchmarsch erlebt, in anderen bin ich länger geblieben«, berichtet Johannes Remling und erzählt, dass er sich von den Eindrücken und Menschen vor Ort hat treiben lassen. Insgesamt rund 20 Länder hat er so bereist.
Nach seiner Route »Vom Teuto zum Tafelberg« fuhr Johannes Remling nach Nordwesten, verbrachte noch einige Wochen an seiner alten Wirkungsstätte in Windhoek, Namibia. Dort verkaufte er dann sein Auto, packte seine Sachen und flog wieder nach Hause. Doch auch heute, fast ein Jahr nach seiner Rückkehr, ist Remling immer noch gepackt von den Erlebnissen seiner Reise. »Ich betrachte die Fahrt nicht nur als Tour, sondern auch als Kur. Ich bin nicht nur gesünder geworden, sondern auch jünger«, schwärmt der 56-Jährige von seinen Erlebnissen. Für 2008 hat der Sport- und Mathelehrer schon das nächste »Sabbatjahr« beantragt. »Wer weiß, wohin es mich dann verschlägt.«

Artikel vom 12.02.2007