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Ein Praktiker mit Herz geht
in Ruhestand

Rolf-Kiel war ehrenamtlicher Richter

Von Heiko Johanning
Versmold-Bockhorst (WB). Wenn der Landwirt seinen Hof abgeben will und keine natürlichen Erben hat, kann es hin und wieder Schwierigkeiten geben. Das weiß einer am besten, der seit mehr als zwölf Jahren beim Landwirtschaftsgericht des Amtsgerichtes Halle als ehrenamtlicher Richter mitgewirkt hat: August-Wilhelm Rolf-Kiel aus Bockhorst.

Der 67-Jährige wird am 22. Februar, versehen mit einer Dankesurkunde des Präsidenten beim Oberlandesgericht Hamm, in den Ruhestand treten. »Das geschieht aus Altersgründen«, sagt August-Wilhelm Rolf-Kiel, der diese ehrenamtliche Tätigkeit in all den Jahren, wie er sagt, mit Herzblut gemacht hat. Dass es überhaupt ein Landwirtschaftsgericht beim Amtsgericht Halle gibt, ist den wenigsten bekannt. Es ist in erster Instanz für Landwirtschaftssachen zuständig.
Zwei- bis dreimal pro Jahr musste der Bockhorster Rentner zu Verhandlungen nach Halle fahren: »Es ging dann in erster Linie um die Genehmigung von Hofübergabeverträgen oder um Streitigkeiten in Anwendung der Höfeordnung«, sagt Rolf-Kiel. »Immer zwei Ehrenamtliche stehen dem hauptamtlichen Richter zur Verfügung, sozusagen als Praktiker aus dem landwirtschaftlichen Sektor.«
Von der Landwirtschaftskammer war Rolf-Kiel vorgeschlagen worden. »Ich musste keine Voraussetzungen erfüllen und erst recht keine juristische Vorbildung haben«, sagt er. »Einzig und allein in der Landwirtschaft selbständig tätig sein musste ich.«
Die Verhandlungen vor dem Landwirtschaftsgericht sind nicht zu vergleichen mit denen des Strafgerichts: »Bei uns ging alles sehr viel ruhiger zu. Meistens haben wir die Hoffolge-Angelegenheiten zu Dritt besprochen und sind zu einer Lösung gekommen. Dabei hat sich der Richter stets unseren Rat angehört«, weiß Rolf-Kiel. Bei Streitigkeiten in Zusammenhang mit Pachtverträgen oder in Altenteilsfragen dauerten die Verhandlungen dann schon etwas länger. »Doch ging es hier immer sehr menschlich zu und beide Parteien, das Gericht und der Kläger, haben stets den richtigen Weg zu einer Lösung gefunden«, sagt der Praktiker mit Herz.

Artikel vom 10.02.2007