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Tief durchatmen in der Kuschelecke

In der Grundschule Gräfin Maria Bertha wird nach dem Unterricht weitergelernt

Von Antje Kreft
Borgholzhausen (WB). Die offene Ganztagsschule (OGS) ist keine Fortsetzung des »normalen« Schulalltags. Ebenso wenig wird dort nur gespielt. Das WESTFALEN-BLATT hat einen Blick hinter die Kulissen des offenen Ganztags an der Grundschule Gräfin Maria Bertha geworfen und stellt das Angebot für Kinder zwischen dem ersten und vierten Schuljahr vor.

7.30 Uhr: Der Mond ist fast vollstädnig versunken, die Sonne lugt langsam am Horizont hervor, als die ersten Jungen und Mädchen eintreffen. Bis zum Unterrichtsbeginn um 8 Uhr ist es noch eine Weile hin. Gesellschaftsspiele, Puppenstube, Kaufladen und Basteleien vertreiben den Kindern bis dahin die Zeit. »Viele mögen es auch, wenn ihnen vorgelesen wird oder sie anderen vorlesen können«, erzählt Betreuerin Ulrike Wolff. Spätestens um 9.30 Uhr sind alle Schüler in den Klassenräumen verschwunden.
11.25 Uhr: Die vierte Stunde ist vorbei, die ersten Kinder kommen jetzt aus dem Unterricht zurück. Dann ist erst mal Entspannung angesagt, jeder Schüler macht dies auf seine Weise: »Manche setzen sich in der Kuschelecke zusammen, andere gehen nach draußen, um sich richtig auszutoben«, beschreibt Betreuerin Ute Linse.
12.30 Uhr: Essen fassen: »Guten Appetit« wünschen sich die Erst- und Zweitklässler. Besonders gerne laben sie sich an Eierpfannkuchen, wie Ulrike Wolff verrät, aber auch viel Rohkost, Obst und Gemüse steht auf dem Speiseplan. Wer Lust hat, der hilft schon vorher beim Waschen, Schälen und Zerkleinern des Obstes und Gemüses. Zwei Kinder übernehmen jeweils den Küchendienst. Die Jungen und Mädchen sitzen zu sechst zusammen. Dort gibt es jeweils einen »Tischordner«, der die Getränke holt und dafür zuständig ist, dass die jungen Pennäler in Ruhe essen können. Die Tischgruppe, die am leisesten ist - das machen die »Tischordner« unter sich aus -, darf am kommenden Tag mit dem Essen beginnen.
13.10 Uhr: Die sechste Stunde ist vorbei, nun treffen auch die Dritt- und Viertklässler zum Essen ein. Die jüngeren sind bereits fertig. »Das Mittagessen, getrennt nach Altersgruppen, hat sich auch deshalb bewährt, weil sich die Kleinen dann unter sich fühlen. Die Großen haben oft ganz andere Gesprächsthemen«, erläutert Ute Linse.
13.45 Uhr: Die Hausaufgabenphase beginnt. Ulrike Wolff steht den Grundschülern Rede und Antwort, Unterstützung bekommt sie einmal in der Woche von Sabine Draeger und Andrea Wenzel. Hin und wieder schaut auch eine Mutter in der OGS vorbei. Damit die Eltern wissen, ob ihre Sprösslinge alle Hausaufgaben erledigt haben beziehungsweise was noch zu tun ist, schreiben die Erzieher die entsprechenden Informationen ins Hausaufgabenheft der Kinder. Freitags werden die Hausaufgaben nicht in der Schule erledigt, dann werden die Eltern in die Pflicht genommen.
15 Uhr: Alle Hausaufgaben sind erledigt, jetzt beginnen die außerschulischen Kurse. Montags können die Kinder mit den Landfrauen kochen oder in der Turnhalle einen Psychomotorik-Kursus besuchen, um ihre Bewegungen zu schulen. Dienstags bietet Susanne Kinski kreatives Arbeiten an. Zurzeit fertigen die Kinder Glücksbringer aus Speckstein an. Am Mittwoch schaut Theaterpädagogin Kaira Strecker vorbei und spielt mit den Jungen und Mädchen Theater. Am Donnerstag fliegen die Bälle durch die Sporthalle, unter Anleitung von Doris Wojciechowski wird Handball gespielt. Das macht nach der Weltmeisterschaft jetzt natürlich besonders viel Spaß. Freitags gibt es keinen Kursus, sondern eine so genannte Kinderkonferenz. Dann lassen die Schüler und OGS-Mitarbeiter die Woche Revue passieren: Hier besteht die Gelegenheit, Wünsche zu äußern oder Kritik zu üben. »Auf diese Weise sind wir zum Beispiel ganz schnell zu einem zweiten Sofa gekommen«, schmunzelt Ute Linse. Die Konferenz werde ganz gemütlich gestaltet, meistens hätten die Kinder dafür sogar eine süße Leckerei vorbereitet. Ulrike Wolff: »Hier steht demokratisches Verhalten im Vordergrund. Die Kinder lernen, dass es nichts bringt, nur zu meckern, sondern dass es viel sinnvoller ist, gemeinsam nach Lösungen zu suchen.«
Anmeldungen zur OGS sind nicht nur zu Beginn eines neuen Schuljahres, sondern jederzeit möglich (%  0 54 25 / 93 01 98). »Interessierte Eltern können uns auch besuchen, um sich einen Eindruck zu verschaffen«, lädt Ute Linse ein. Außerdem veranstaltet die OGS am Freitag, 16. März, von 14.30 bis 16.30 Uhr einen Tag der Offenen Tür.

Artikel vom 09.02.2007