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»Die Menschen in Halle jetzt
vom Moloch Verkehr entlasten«

A-33-Ende am Schnatweg: Wortgefechte um die Stellungnahme der Stadt

Halle (pes). Heftige Wortgefechte, enttäuschte Zuhörer - die Sondersitzung des Rates brachte gestern keine andere Stellungnahme der Stadt Halle zum A-33-Abschnitt in Steinhagen, als sie vor einer Woche schon der Haupt- und Finanzausschuss verabschiedet hatte. Die Grünen waren mit einem Antrag auf schärfere Forderungen gescheitert.

Gleich zwei Laptops und zwei Beamer waren vor Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann aufgebaut, um im Schulzentrum Masch große Pläne an die Wand werfen zu können. Wolfgang Foth und Hans-Werner Oldemeyer vom Landesbetrieb Straßen erläuterten noch einmal im Detail, wie das Autobahnende an der Grenze zwischen Steinhagen und Halle aussehen soll. Der Schnatweg bildet die Verbindung zwischen Autobahn und B 68, der Lärmschutz in Form von 3,50 Meter hohen Wällen sei für die Zwischenlösung konzipiert, in der der gesamte Autobahnverkehr hier abgeleitet werde. Für den späteren reinen Zubringer, wenn die Autobahn durchgebaut ist, sei er eigentlich überdimensioniert, erläuterte Oldemeyer. 12 500 Fahrzeuge werden hier täglich erwartet, noch mehr werden es auf der B 68 in der Haller Innenstadt sein: 20 000, 2000 mehr als jetzt.
Kein Trost war es für die Anlieger der Dellbrügge-Siedlung, dass die nächtliche Lärmbelastung laut Berechnungen unter den nächtlichen Grenzwerten von 49 Dezibel (dBA) liegen soll. Sie spendeten vielmehr, gemeinsam mit Anhängern der Südtrassen-Union, Beifall, als STU-Fraktionsvorsitzender Thomas Andres noch einmal vehement für die Südtrasse eintrat und deren Plan ebenfalls per Beamer an die Wand warf. Andres musste sich allerdings auch eine Zurechtweisung von Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann gefallen lassen, nachdem er die Vorverlegung der Ratssitzung auf 16.30 Uhr als Affront gegen die Bürger einstufte. Er kritisierte die Informationspolitik auch der Stadt. Es sei eine Zumutung, den Bürgern nur eine zweiwöchige Einspruchsfrist zu gewähren.
Helga Lange (Grüne) scheiterte später mit ihrem Antrag, die Ergänzungsforderungen der Stadt, unter anderem zu vorgezogenen Lärmschutzmaßnahmen an der Westumgehung, so zu verschärfen, dass sie als Bedingung für eine Zustimmung anzusehen seien. »Ansonsten sind die Forderungen das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben sind«, meinte sie zu den Vorschlägen von Verwaltung und CDU.
Übereinstimmend forderten Wolfgang Bölling (SPD) und Fritz Weßling (CDU) STU-Chef Thomas Andres auf, das Scheitern seiner Politik einzugestehen. Weßling warf Andres sogar vor, er habe seinen Wählern Märchen erzählt. »Die Südtrasse ist tot, jetzt muss es darum gehen, die Menschen in Halle vom Moloch Verkehr wenigstens teilweise zu entlasten.«
STU-Ratsmitglied Peter Rieke wollte das Abstimmungsverhalten der Nachwelt erhalten, beantragte deshalb namentliche Abstimmung. Und so erfuhren die Zuschauer gleich live, dass nicht nur STU und Grüne, sondern einige SPD-Mitglieder und auch Dr. Ute Müller von der CDU gegen die städtische Stellungnahme zum Autobahnende am Schnatweg stimmten. Insgesamt waren es elf Nein- gegen 22 Ja-Stimmen.

Artikel vom 09.02.2007