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Barocke Pracht
entfaltet sich bei
ÝEbb' und FluthÜ

Volles Haus beim Orchesterkonzert

Halle (WB). Nahezu restlos ausverkauft war das beliebte Orchesterkonzert. Kirchenmusikdirektor Martin Rieker hatte Interpreten der ersten Garde gewonnen: das Philharmonische Collegium Bielefeld mit seinem Gründer, dem Oboisten Klaus Joachim Dudler und seinem Sologeiger René Henriot.

Allein die Programmgestaltung versprach ein Konzert mit ausgesuchten Kostbarkeiten aus dem Born deutscher Barockmusik, die dem Motto »Wasser - Quell des Leben« ihren Tribut zollte und neben sehr Populärem auch eine Rarität bereit hielt, mit dem der musikalische Reigen eröffnet wurde: die Ouvertüre »Hamburger Ebb und Flut« von Georg Phillip Telemann. Eine Suite in der sich der Hamburger Meister als Mittler zwischen Hochbarock und dem »galantem Stil« erweist.
Die einzelnen Satzbezeichnungen weisen auf den illustrativen Charakter der Musik hin, den die hochkarätigen Interpreten sensibel ausdeuten. Betörend schön beschreiben die Blockflöten die Anmut der schlafenden Thetis, ihr Erwachen läutet das sich hinzugesellende Fagott (famos: Michael Römisch) an. »Walle, walle Wasser fließe«, Goethe Worte, die unweigerlich einfallen bei der grandios gespielten Gigue »Ebb' und Fluth«, in der sich Streicher und Bläser zu einem klangsatten Tutti vereinen, um sich in der Canarie zu einem heiteren polyphonem Miteinander zu treffen.
Unwiderstehlich und wie ein musikalischer Gruß vom Himmel: Johann Sebastian Bachs Musik! Gleich mit den ersten Sequenzen des 1. Brandenburgischen Konzertes wurde erneut die unerreichte Musiksprache des Genius Bach vermittelt - makellos packend intoniert und aufgefächert von den Bielefelder Instrumentalisten. Betörenden Schönklang zelebrierte die Solovioline in Korrespondenz zum Streichertutti. Einen erlesenen Hörgenuß wurde dann mit dem Trio - zwei Oboen und Fagott - im vierten Satz beschert.
Wie könnte es anders sein: Eine Konzertreihe, die sich dem Element »Wasser« verpflichtet, läßt folgerichtig Georg Friedrich Händels berühmte »Wassermusik« erklingen. Die Ouvertüre beginnt mit opulentem, üppig polyphonen Klang. Vor dem geistigen Augen erscheinen geschmückte Boote, auf denen der mit Perücken behütete Hofstaat der Freiluftmusik lauscht. Brillant wie das zwanzigköpfige Ensemble die barocke Prachtenfaltung mit reizvollen, wechselnden Instrumentalfarben- mal nach Manier französischer Tanzmode, mal nach englischer Bläserpraxis- zu Gehör bringt; wie die Instrumentalgruppen miteinander zu wetteifern scheinen. Die Zuhörerschaft folgte sichtlich gefesselt den Klängen des nunmehr dritten deutschen Barockmeisters und spendete reichen Beifall für erlesenen Hörgenuß. Margot Berg

Artikel vom 09.02.2007