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Als der reiche Onkel
die Dollars spendierte

Kindermann-Kita feiert Jubiläum - Zeitzeugen gesucht

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Das erste Stift, das 1931 mit dem gutem Geld Wilhelm Kindermanns, des »reichen Onkels aus Amerika«, gebaut wurde, fiel den Bomben zum Opfer. Die Grundsteinlegung des neuen Hauses am Waldhof vor 50 Jahren ist Anlass für die Jubiläumsfeierlichkeiten der Kita Kindermann-Stiftung.

Derzeit stürzen sich mehrere Altersklassen, von den »Schlauen Füchsen« (Vorschulkindern) bis zu den älteren Hortkindern Tag für Tag mit Feuereifer in ein Medienprojekt, das von Jutta Schmidt-Ganßauge, Christoph Büchner und (ehrenamtlich) von Sigrid Zinser betreut wird. Gerade erst haben die Hortkinder eine wichtige Zeitzeugin interviewt und dabei gefilmt: Gisela Hoffmann (78), geb. Brockmann (vom einst größten Dachdeckerbetrieb Bielefelds), die Nichte von Wilhelm Kindermanns (1853-1940) Bruder Fritz, erinnert sich noch gut an ihren »äußerst liebenswürdigen, aber recht sparsamen« Verwandten, der in den USA zum Selfmade-Millionär aufstieg. »Er wollte auch mich in die Staaten ÝentführenÜ, aber meine Mutter hätte mich für alle seine Millionen nicht gehen lassen«, erinnert sich die rüstige Bielefelderin, die einen guten Ruf als Künstlerin genießt.
l Die Kinder hoffen auf weitere Informationen über das Leben in der Kindermann-Einrichtung. Also ergeht die dringende Bitte an alle Bielefelder: Wer kann darüber berichten? Wer wurde hier betreut und möchte seine Erlebnisse erzählen? Wer hat hier einst gearbeitet? Die jungen Medienprojektler interessieren sich für alle Geschichten rund ums Haus!
Das gesamte Medienprojekt soll beim Wettbewerb zum Dieter-Baacke-Preis Furore machen, hoffen die 25 Kita-Mitarbeiter. »In jedem Fall aber ist die Aktion ein gutes Beispiel für unseren Bildungsauftrag«, sagt Astrid Homann stolz. Denn heute werden die Kita-Schützlinge ja nicht mehr bloß so beschäftigt und beaufsichtigt, sondern in 13 Bildungsbereichen fit fürs Leben gemacht - sogar in Politik und Geschichte.
Was sich gut anhört - es muss aber mit gewaltigen Kraftanstrengungen zu erbarmungswürdigen finanziellen Konditionen bewältigt werden. Seit September ist die Kindermann-Kita ein »Familienzentrum«, wird also sukzessive zum Knotenpunkt für Elternhilfe und -beratung ausgebaut. »Wir träumen von einer Hebamme im Team, um werdende Eltern, denen viele wichtige Informationen fehlen, auf das Leben mit ihrem Kind vorzubereiten.«
Auch wenn jetzt schon allerlei ehrgeizige und für die 115 Kinder hochspannende Projekte laufen, so soll der Festakt am 8. September mit anschließendem Tag der offenen Tür den Höhepunkt des Jubiläums bilden. Und weil die Pädagogen der Kindermann-Stiftung damals wie heute findig durch finanzielle Engpässe steuer(te)n, wird am 9. Juni auf dem Sportplatz des VfR Wellensiek ein eintrittspflichtiges Fußballturnier nach berühmtem Vorbild ausgetragen.
1950 nämlich, in der schrecklichen, der kitalosen Zeit, bolzten WDR-Mannen aus Köln mit würdigen Bielefelder Ratsherren, umkurvte der Filmcharmeur René Deltgen den damaligen Oberbürgermeister Artur Ladebeck für einen guten Zweck (für den projektierten Neubau), und Kita-Leiterin Astrid Homann hofft auch jetzt auf prominent besetzte Teams. Als Sponsor grüßt in jedem Fall der DSC Arminia.

Artikel vom 13.02.2007