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Musikalische Visonen
von Bächen und Seen

Kammerkonzert: »Forellen-Quintett« im Treffpunkt

Halle (WB). Es dauerte nicht lang bis zu den ersten »Bravos«. Das Kammerkonzert der Bachtage im intimen Rahmen des Storck-Treffpunkts überzeugte am Dienstag mit Leichtigkeit und perfektem Zusammenspiel. Die 200 Besucher ließen das Streichquartett nicht ohne Zugabe von der Bühne.

Von beschwingt zu heiter schwang das Pendel der Emotionen und bot im mittleren Teil eine ganz besondere Wiederholung. Zweimal stand hier Bachs Werk Nr. 1004 auf dem Programm und hinterließ doch jeweils andere Eindrücke.
Denn was Klara Flieder auf der Solo-Violine voller Energie und mit präzis-geschwinder Rhythmik virtuos intonierte, ließ Walter Delahunt danach in der Bearbeitung von Ferruscio Busoni ganz weich und in ruhigen Wellen auf dem Solo-Piano erklingen. Alles was im Original dabei von sprunghaften Wechseln und aufeinander aufbauenden Wiederholungen vorangetrieben wurde - als bewältigte eine Violine den Part von zweien -, klang in der Bearbeitung gemäßigt vereint und gebunden. Ein beeindruckendes Erlebnis, das deutlich zeigte, in welcher Weise Bach zur Inspiration für andere wurde.
Beeindruckend erlebten die Zuhörer auch, wie eine Gemeinschaft von vier bzw. fünf Musikern zusammenspielen und doch jeweils mit der eigene Stimme deutlich zu unterscheiden bleibt. Schon im Eingangsstück von Beethoven zeigte sich diese besondere Prägung des Ensembles. Setzte sich doch das Piano im Klavierquartett Op. 16 immer wieder von dem Fluss der Streicher ab und führte ein quirliges Eigenleben. Doch der Bezug zu den übrigen Stimmen, die gelegentlich solistisch die Motive aufnahmen, abwandelten und wieder zum geschlossenen Klanggewebe verflochten, brach nie ab.
Noch klarer wurde dieses gekonnte Zusammenspiel im Abschlussstück, das das »Wasser«-Motto der diesjährigen Bachtage aufnahm. Die Welt der »Forelle«, von Schubert zunächst als Lied angelegt, erklang hier in der später daraus abgeleiteten Version des Quintetts: Schimmernde Tropfen beschworen Piano und Violine herauf. Untergründige Strömungen kamen durch Ivan Kitanovics Kontrabass hinzu. Durchdrungen und gleichzeitig verbunden wurde diese Welt, die sich vom liedhaften vierten Satz aus in alle Richtungen erstreckte, durch Johannes Flieders Viola und Christophe Pantillons Cello. So überzeugend gelang dabei die Vision von Bachläufen und Seen mitsamt ihrer Lebenswelt, dass die Musiker den ersten Satz bei der Zugabe noch einmal durch den Storcktreffpunkt schwappen ließen.
Eische Loose

Artikel vom 08.02.2007