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Im Chor zeigt sich der
Demographie-Wandel

Kirchenmusiker in St. Bruder Konrad ziehen Bilanz

Gütersloh-Spexard (WB). Gemeindemitgliedern der Kirchengemeinde Bruder Konrad bot sich nun ein festliches Bild: Zur Jahreshauptversammlung des Kirchenchors begegnete sich die große Sängerfamilie, um das Vereinsjahr 2006 Revue passieren zu lassen.

Zuvor jedoch feierten sie mit der Gemeinde einen Festgottesdienst, den Präses Michael Karsten zelebrierte. Vorsitzende Theresia Feldick hieß später im Pfarrheim mit Präses Karsten, Chorleiter Alfons Michels und den 94-jährigen Heinrich Bohn mehr als 50 aktive und passive Mitglieder willkommen. Ihr Jahresrückblick zeigte das intakte Chorleben, an dem alle Sänger trotz ihres fortgeschrittenen Alters gern teilnehmen. Es sind Gottesdienste, kirchliche Feste und immer wieder Exkursionen, Familienfeiern und Geselligkeiten, die mit den Auftritten der 40 Sänger einen festlichen Anstrich bekommen.
In die Mitte der Begegnung rückte die Existenzfrage des Chors. Seit geraumer Zeit schon fehlt der Nachwuchs, doch die Freude am Musizieren und an gesellschaftlichen Begegnungen ist noch immer groß. Auch Chorleiter Michels feiert in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag. »Solange es geht, mache ich das gern«, versprach Michels und kündigte sogleich eine Neueinstudierung an. »Da Männer in unserem Chor Mangelware sind, möchte ich eine dreistimmige Messe einstudieren und die Tenöre und Bässe zusammenfassen.« Er und Präses Karsten unterstrichen das große Engagement der Sänger, von denen jeder »sein Bestes« einbringe.
Präses Karsten verglich die Situation des Chores mit dem Umbruch in der Gesellschaft und dem dramatischen demographischen Wandel, der sich auf Vereine und Kirchengemeinden auswirke. »Vor 20 Jahren hatten wir in Spexard im Jahr noch 75 Taufen und 35 Beerdigungen, heute haben wir 25 Taufen und 60 bis 80 Beerdigungen.« Auch von den 35 Trauungen im Jahr seien nur noch drei bis vier übrig geblieben. Mit den rückläufigen Kirchensteuern, sie seien nun mal Anhängesteuern der sinkenden Einkommensteuern, verschlechtere sich zudem die finanzielle Lage der Gemeinden von Jahr zu Jahr. Viele Dienste in der Kirche, die derzeit noch entlohnt werden könnten, so auch der Dienst des Organisten und Chorleiters, könnten sicherlich schon bald nicht mehr finanziert werden. Da sei Ehrenamtsarbeit mehr gefragt denn je.
Dabei sei eine größere Distanz der Menschen zu den Institutionen und Gremien nicht zu übersehen. Dazu komme ihre Mobilität und ihr verändertes Freizeitverhalten. Es sei ein schwieriger Prozess, diesen Wandel zu gestalten. Präses Karsten bat die Chormitglieder, sich nicht entmutigen zu lassen und eine eventuelle Aufgabe der Arbeit weit hinaus zu schieben.

Artikel vom 07.02.2007