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Hilfe auf dem Weg zum Beruf

Hauptschüler trainieren den Bewerbungs-Ernstfall mit »alten Hasen«

Von Stefanie Hennigs
Versmold (WB). Die Handflächen feucht, die Stimme zittert: Wenn's um das Vorstellungsgespräch für den Ausbildungsplatz geht, schlägt wohl jedem das Herz bis zum Hals. Den 96 Neuntklässlern der Versmolder Hauptschule vielleicht ein paar Takte langsamer: Sie erhalten in diesen Tagen das Rüstzeug für die Bewerbungsprozedur -ĂŠerstmals von »alten Hasen« im Rahmen einer Kooperation zwischen Hauptschule und Arbeiterwohlfahrt.

Roman Michel hat einen Traumberuf: Kfz-Mechatroniker möchte der 17-Jährige werden, wenn er im kommenden Jahr seinen Abschluss an der Hauptschule macht. Jetzt sitzt er im Anzug mit seinen Bewerbungsunterlagen vor zwei Männern, die über seine berufliche Zukunft entscheiden. »Sie wissen, dass es ein Beruf ist, bei dem man sich die Hände schmutzig macht«, sagt der Ältere. »Natürlich, das macht mir nichts aus«, versichert Roman schnell, bevor schon die nächste Frage kommt. »Warum haben Sie sich ausgerechnet bei uns beworben?«
Roman schlägt sich gut - auch wenn ihm nicht der Inhaber und Werkstattleiter gegenüber sitzen, sondern »nur« Günter Evers und Udo Brune, die in ihrem Beruf nun gar nichts mit Motoren und Co. zu tun haben: Brune ist Ausbildungsleiter bei der Firma Nölke, Evers ehemaliger Hauptschulleiter, Diplom-Ingenieur und Handwerksmeister. Ihre Qualifikation für das Gespräch: Sie bringen viel Berufserfahrung mit - und machen als Fachleute bei dem AWO-Projekt »Berufsaussteiger helfen Berufseinsteigern« mit.
Das wiederum ist ein Baustein an der Hauptschule - neben Berufsorientierungsseminaren, weiterer Bewerbungstrainings und der Arbeit der Übergangscoaches -, die jungen Leute fit fürs Berufsleben zu machen. Einen ganzen Schultag lang dreht sich für die Neuntklässler - quasi wie in einem Assessment - noch bis Donnerstag alles um das Thema Bewerben: Sie absolvieren bei Schulsozialarbeiterin Daniela Rose Einstellungstests gegen die Stoppuhr, stellen sich in einem Bewerbungsgespräch vor und simulieren in einem Telefongespräch die Anfrage nach einem Ausbildungsplatz. Hierfür schlüpft Schulsozialarbeiterin Sabine Grunt auch schon einmal in die Rolle einer Kindergartenleiterin oder wird am Telefon zur Hotel-Geschäftsführerin. Mitschüler und Erwachsene bewerten, wie sich die jungen Leute in der jeweiligen Situation verhalten und geben direkt eine Rückmeldung, was gut war und was besser sein könnte. »Ich finde es gut, dass Sie uns sagen, was wir besser machen können«, sagt Roman Michel nach seinem »Bewerbungsgespräch« bei Günter Evers und Udo Brune, die den Ausbildungsplatzsuchenden viele Tipps und gute Ratschläge mit auf den Weg geben. Brune, für den Bewerbungsgespräche zum Arbeitsalltag gehören, gibt den Neuntklässlern einen Rat mit auf den Weg: »Ihr müsst Kritik umwandeln ins Positive - und solltet auf jeden Fall eine Ausbildung machen. Denn danach stehen euch viele Möglichkeiten offen.«

Artikel vom 07.02.2007