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Bäume fällen
ist nicht immer
Umweltfrevel

Altersschwache Eichen mussten weg

Von Melanie Adelt
Steinhagen (WB). Sie waren bereits 150 Jahre alt, hatten einen Umfang von einem Meter - und waren altersschwach. Drei große Eichen und eine Kastanie musste Egon Großekathöfer vor seinem Hof an der Queller Straße fällen lassen. Kein Umweltfrevel, wie der Steinhagener betont.

Wer dieser Tage an dem schönen Fachwerkhof Welp vorbeifährt, kann sie nicht übersehen: Dicke Baumstümpfe liegen dort, teils bereits in Scheiben oder zu Brennholz zerkleinert. »Schon bei dem schweren Sturm vor zwei Wochen ist mir eine Eiche fast aufs Haus gefallen«, erzählt Egon Großekathöfer. Die Hälfte des Baumes war umgeknickt, hatte zum Glück nur den Gartenzaun beschädigt. »Nicht auszudenken, wenn er auf den Hundezwinger gefallen wäre«, sagt Großekathöfer mit Blick auf seine Vierbeiner. Während diese Eiche dem stürmischen »Kyrill« zum Opfer fiel, waren weitere Bäume auf dem Grundstück des Hofes krank, drohten zu verfaulen. »Sonst hätten wir sicher nicht gefällt«, betont Egon Großekathöfer.
Eine ziemlich gewaltige Aktion war es, als am vergangenen Samstag die Polizei die Queller Straße für vier Stunden sperrte und ein Spezialunternehmen die riesigen Bäume auf dem Grundstück zu Fall brachte. Diese Giganten selbst zu fällen, das wäre dem Eigentümer zu gefährlich gewesen. »Ich habe auch so schon genug Arbeit mit der Verwertung.« Bau- und Brennholz wird nun aus den 150 Jahre alten Bäumen.
Weil die Bäume zum einen direkt auf dem Grundstück und zum anderen außerhalb der Ortschaft standen, fielen sie nicht unter die von der Baumschutzsatzung geschützten Exemplare. Marianne Vaske, Umweltberaterin der Gemeinde: »In den Außenbereichen gilt die Satzung nicht« (siehe Info-Kasten). Überhaupt ist es nicht generell verboten, einen Baum zu fällen. »Es gibt aber besonders schützenswerte Exemplare, bei denen das Fällen nicht ohne triftigen Grund geschehen sollte«, mahnt Marianne Vaske. Es muss schon eine Gefahr von dem Baum ausgehen, zum Beispiel, wenn er droht auf ein Haus zu stürzen. »Oft reicht aber auch schon ein Pflege- oder Entlastungsschnitt«, gibt die Expertin Tipps. Wann so ein Schnitt angebracht ist, darüber erteilt die Umweltberatung Auskunft.
Egon Großekathöfer ist indes noch eine Weile damit beschäftigt, aus seinen gefällten Bäumen Kleinholz zu machen. Das sein schönes Fachwerkhaus von Eiche und Kastanie beschädigt wird, dieses Risiko wollte er nicht eingehen.

Artikel vom 07.02.2007