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Zeuge in Korruptionsfall verwickelt

Angeklagter freigesprochen - Luftgeschäft mit BMWs nicht nachweisbar

Steinhagen/Halle (fn). Zwei Autos im Wert von insgesamt 91 000 Euro soll der 36-jährige Steinhagener unterschlagen haben. Vom Haller Amtsgericht wurde er gestern freigesprochen. Denn der Hauptbelastungszeuge hatte sich in Widersprüche verstrickt: Der pakistanische Unternehmer wird bald selbst als Angeklagter vor Gericht stehen -Êim Bertelsmann-Bestechungsskandal.

Der Geschäftsführer des inzwischen insolventen Gütersloher Verpackungsdienstleisters »Butler«, Ahmad I., soll im großen Stil Bertelsmann-Mitarbeiter »geschmiert« haben, um an lukrative Aufträge zu gelangen. Nach einer Polizei-Razzia bei der Bertelsmann-Tochter Arvato und in weiteren Objekten wurden im April 2006 neben einem Arvato-Mitarbeiter auch der Geschäftsführer des Bielefelder Dienstleisters »Helping Hands« und eben Ahmad I. in Untersuchungshaft genommen. Im März soll der Prozess beginnen. Außerdem ist der 42-Jährige wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe angeklagt. Seit dem 29. Mai ist er auf freiem Fuß -Êund beschuldigt seinen früheren Freund, zwei wertvolle Autos verschoben zu haben.
»Es geht ihm nur darum, mich aus dem Weg zu räumen«, sah sich der angeklagte Steinhagener als Opfer einer Rachetat. Denn, so merkte Verteidiger Rainer Pielsticker an, sein Mandant habe wiederum Ahmad I. belastet. Jetzt sehe er sich sogar handfesten Bedrohungen ausgesetzt.
Nach eigener Aussage hat Mustafa T. den pakistanischen Geschäftsmann 2004 eher zufällig kennen gelernt, habe dann aber immer wieder Kontakt gehabt. Mal half er I. wegen dessen schlechter Deutschkenntnisse, mal habe die Firma »Certus«, zu der er Beziehungen hat, Aufträge als Subunternehmen für I.s Firma »Butler« übernommen.
Der 36-jährige Steinhagener wurde für I. auch in Sachen Auto-Geschäfte aktiv. Er sichtete zwei BMW X 5 für ihn, vermittelte deren An- und Verkauf und strich eine Provision von 500 Euro in Bar ein. »Diese Autos sind selten und sehr begehrt«, erläuterte Mustafa T. Von dem zur Anklage stehenden Auto-Geschäft im November 2004 wollte er allerdings erst viel später erfahren haben. »Damit habe ich nichts zu tun, das hat sich I. alles nur aus den Backen gezogen«, sagte er aus. Er habe diese beiden Autos - ebenfalls die Modelle BMW X 5 - weder besessen noch gesehen.
Ahmad I. wiederum sagte aus, aus Geldnot gemeinsam mit T. bei einer Wuppertaler Bank einen Auto-Kredit beantragt zu haben. Während die Bank Fahrzeugbriefe als Sicherheit erhielt, habe T. die Autos im Ausland verkauft. Dann habe man sich das Geld geteilt. Kreditraten habe aber entgegen der Absprache nur er gezahlt, sagte I. Rechtsanwalt Piesticker wies allerdings anhand der Fahrgesetllnummern den Verbleib der beiden Luxus-Autos nach: Sie waren bereits im Februar 2004 zugelassen worden und bis zum November, dem angeblichen Kauf-Monat, bei keiner Inspektion notiert worden, waren vermutlich bereits im Ausland - das Kreditgeschäft auf Basis der Fahrzeugbriefe war also eine Luftnummer.
Amtsrichter Peeter-Wilhelm Pöld sah in der Aussage von Ahmad I. zuviele Ungereimtheiten, als dass sie die Anklage gerechtfertigt hätte: Freispruch.

Artikel vom 06.02.2007