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Skulpturen begrüßen Besucher

Haller Künstlerin Karin Franitza-Oberschelp feiert dreifaches Jubiläum

Von Klaus-Peter Schillig
Halle (WB). Gleich drei Jubiläen hat in dieser Woche die Haller Künstlerin Karin Franitza-Oberschelp zu feiern. 70. Geburtstag, 15 Jahre Atelier und Ausstellung und 30 Jahre »neues Leben«.

Wer von der Maximilian-Kolbe-Straße in den Garten des 1936 gebauten Hauses Mierig tritt, kommt in eine andere Welt. 70 Jahre alte Bäume, teilweise mit Efeu überwuchert, beides bildet ein Dach über fast ebenso alten Rhododendren - und dazwischen grüßen teilweise mannshohe Skulpturen den Besucher. Auch das Haus selbst ist voll mit dem, was Karin Franitza-Oberschelp, seit neun Jahren mit dem ehemaligen Vorsitzenden der Haller Interessen- und Werbegemeinschaft Gerd Oberschelp verheiratet, in ihrer künstlerischen Karriere geschaffen hat: Keramiken - als Figuren oder kunstvolle Gefäße.
Eigentlich ist die gebürtige Berlinerin gelernte Maschinenbau-Konstrukteurin, wurde mit 23 Jahren aber erstmals Mutter - und Hausfrau. Mit 40 fasste sie den Entschluss, ihr Leben gründlich zu ändern. Sie ging bei der Töpfermeisterin Silke Hagemann in Oldenburg in die Lehre, war Gaststudentin bei den Bielefelder Kunstprofessoren Peter Sommer und Rainer Hagl. 1982 eröffnete sie in Bielefeld ihre eigene Werkstatt, seit 1991 lebt sie an der Maximilian-Kolbe-Straße.
Die Eröffnung des Ateliers und der Ausstellung hier fiel genau auf ihren 55. Geburtstag. Vorher und nachher hat sie viel beachtete Ausstellungen vor allem im ostwestfälischen Raum gehabt. Große Anerkennung gab es für ihre Interpretation vom Brahms' »Deutschem Requiems« in Skulptur und Relief, entstanden zum Haller »musikalischen Herbst« 2001.
Den Werkstoff Ton beherrscht sie inzwischen meisterlich, die Proportionen des menschlichen Körpers sind ihr bevorzugtes Motiv. Sie erarbeitet ihn sich immer wieder neu, betätigt sich regelmäßig auch als Aktzeichnerin. »Man muss zuerst das Reale beherrschen, ehe man sich ans abstrahieren wagt«, hat sie sich zur Devise gemacht. Die »Figuren in Bewegung«, auf glattem Sandstein-Sockel oder massivem Eichenklotz als ruhigem Gegenpol sind ihre jüngsten Objekte, den Aufmarsch der Schwangeren hat sie neuerdings auf einen alten Eichenbalken montiert. Beide verraten ihre ständige Bereitschaft, sich und ihre Arbeit weiter zu entwickeln, sich sogar nach der Fertigstellung damit auseinanderzusetzen.
Und sie setzt auf künstlerische Ehrlichkeit. Die bis zu zwei Meter hohen Skulpturen sind aus mehreren Stücken zusammengesetzt, weil der Brennofen größere Längen nicht hergibt. So sieht man sie also, die »Nahtstellen«, die andere Kollegen mitunter überspachteln - als besondere künstlerische Note.
Zum Geburtstag und Jubiläum am morgigen Mittwoch sind die Ausstellungsräume und das Atelier nur für Freunde, Bekannte und Familie geöffnet. Ansonsten aber kann jeder Kunstinteressierte kommen und sich umschauen. Auswärtige Besucher tun das häufig, Haller sind da überraschend zurückhaltend. »Es klingelt kaum mal einer«, wünscht sich Karin Franitza-Oberschelp viel mehr Besucher in ihren vier Kunst-Wänden.
Ende des Jahres beteiligt sich die Hallerin über die deutschlandweite Künstlerinnen-Vereinigung »GEDOK« an einer Hommage zum 100. Geburtstag von Paula Modersohn-Becker in der Universität Bielefeld. Die mannshohe Skulptur »Die nach den Sternen greift« ist bereits fertig und entstanden nach einer Biographie der Modersohn-Becker-Freundin Clara Westhoff-Rilke - Karin Franitza-Oberschelp hat sie geschaffen, so wie die Dichterin die befreundete Malerin gesehen haben mag.

Artikel vom 06.02.2007