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Handys in der Schule ab sofort tabu

CJD-Gymnasium führt Multimedia-Verbot ein - Gedrehtes Gewaltvideo gab Anlass zur Sorge

Von Marco Purkhart
Versmold (WB). Es hat sich ausgeklingelt: Seit Jahresbeginn gilt am CJD-Gymnasium ein striktes Handy-Verbot. Schulleiter Hans-Peter Schmackert setzte sich für eine entsprechende Verordnung ein - nicht nur im Kampf gegen die mediale Verbreitung von Gewaltvideos, sondern auch zur Förderung der direkten Kommunikation von Mensch zu Mensch.

Bereits seit zwölf Monaten habe auf der CJD-Agenda eine Neufassung der Schul- und Hausordnung gestanden, die den Schülern vor zwei Wochen zusammen mit den Halbjahreszeugnissen zur verbindlichen Kenntnisnahme ausgehändigt wurde. Bereits am 1. Januar traten die von Schüler-, Eltern- und Lehrervertretung sowie Schulkonferenz abgesegneten Richtlinien in Kraft.
Darin verankert ist ein Multimedia-Verbot, das die Nutzung von Mobiltelefonen und MP3-Playern auch außerhalb der Unterrichtsstunden rigoros untersagt. »Der Betrieb von Handys und Multimediageräten ist während der Unterrichtszeit einschließlich der Pausen auf dem Schulgelände nicht erlaubt«, heißt es in einem Passus. Die Geräte müssten stattdessen ausgeschaltet in der Tasche oder dem Schließfach bleiben. Bei Zuwiderhandlung werden sie umgehend für eine gewisse Zeit eingezogen. Bei minderjährigen Schülern können sie erst durch die Erziehungsberechtigten zurückerlangt werden.
Die konsequente Vorschrift sei auch Folge eines gravierenden Vorfalls im vergangenen Herbst, sagt Schmackert. »Einer unserer Schüler wurde damals von mehreren anderen Jungen verprügelt, was mit dem Handy auf Video aufgezeichnet wurde«, berichtet Hans-Peter Schmackert von einem Fall des berüchtigten »Happy Slapping« (zu Deutsch: Fröhliches Dreinschlagen). Der Übergriff habe dem Schulleiter deutlich vor Augen geführt, dass nicht nur andere Schulformen betroffen, sondern »sogar wir als Gymnasium vor solchen dummen Ideen der Schüler nicht gefeit sind«.
Dieses disziplinarisch bestrafte Vorkommnis sei allerdings nicht ausschlaggebend gewesen, sondern habe Schmackert in seinem Bestreben nach geordneten Verhältnissen lediglich bestärkt. Dabei sei ihm nicht nur die Verbreitung von Gewaltvideos gegen den Strich gegangen, sondern die exzessive Handy-Kultur an sich. Das Nutzungsverbot habe er dabei auch gegen den Willen einiger Lehrerkollegen, die liberalerer Auffassung waren, durchsetzen müssen. »Doch ich als Schulleiter bin letztlich für den an unserem Gymnasium vorherrschenden Geist verantwortlich. Und da wir eine christliche Schule sind, sollten wir auch ein vernünftiges Miteinander unter den Schülern anstreben«, wende sich die neue Schul- und Hausordnung auch gegen die indirekte Kommunikationsform via Handy. »Viele Schüler leben zu Hause eh schon in ihrer eigenen Welt, weil sie den ganzen Tag vorm PC hocken«. Da bräuchten die Jugendlichen »nicht auch noch in der Schule den Blick für ihre Mitmenschen zu verlieren, indem sie sich in der Pause nur noch mit ihren Handys beschäftigen, statt sich mit Klassenkameraden zu unterhalten«, findet Schmackert.
Wer sich nicht an die Regeln hält, muss mit ernsthaften Konsequenzen rechnen. Die reichen vom sozialen Dienst über die Versetzung in eine andere Klasse bis hin zur Schulsuspendierung im extremsten Fall bei unverfrorener Wiederholung. Gleichwohl würden die Lehrer am CJD-Gymnasium fortan keine Hetzjagd auf Multimedia-Freunde veranstalten: »Wir wollen es nicht übertreiben und führen auch keine gezielten Durchsuchungen durch. Zudem kann ein Handy nach Erlaubnis des Lehrers in Ausnahmesituationen benutzt werden«, stellt Hans-Peter Schmackert klar. Er rechne aber ohnehin mit der Kooperation der Schüler: »Das vor anderthalb Jahren eingeführte Rauchverbot ist mittlerweile auch fest akzeptiert.«

Artikel vom 03.02.2007