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Rettungsaktion in der Antarktis

Fast 300 Kreuzfahrer von der »Nordkapp« auf die »Nordnorge« verlegt

Oslo/Deception Island (dpa). Nach der Havarie des norwegischen Kreuzfahrtschiffes »Nordkapp« in der Antarktis mussten alle 294 Passagiere in der Nacht zum Donnerstag auf ein Schwesterschiff verlegt werden.

Die Reisenden wurden in Gummibooten auf die vorher schon mit 243 Passagieren besetzte »Nordnorge« übersetzen. Es habe weder eine Panik noch Verletzte gegeben. Die 123 Meter lange »Nordkapp« war am Dienstag vor der Insel Deception Island auf Grund gelaufen. Durch ein Loch in der äußeren Schiffswand soll Wasser in den Rumpf gedrungen sein.
Es habe keine Gefahr für die Passagiere bestanden, erklärte die Reederei Hurtigruten Group. Die Evakuierung sei eine reine Vorsichtsmaßnahme gewesen. Allerdings erschwerte ein schwerer Sturm die Rettungsarbeiten. Deshalb konnten die Passagiere, die überwiegend gelassen auf den Zwischenfall reagierten, erst nach 24 Stunden auf das Schwesterschiff »Nordnorge« gebracht werden, das zum Zeitpunkt des Unglücks einige Fahrtstunden entfernt war.
Bei der Rettungsaktion in Booten, die ansonsten für Landausflüge eingesetzt werden, halfen auch Soldaten des britischen Kriegsschiffes »HMS Endurance«, das ebenfalls in der Nähe war.
Die »Nordkapp« hatte nach dem Auflaufen zunächst aus eigener Kraft versucht, von dem unter Wasser liegenden Felsen freizukommen. Als das misslang, ankerte der Kreuzfahrer in der »Walker Bay«. Nach Aufnahme der Schiffbrüchigen nahm die »Nordnorge« Kurs auf den südargentinischen Hafen Ushuaia. Die 68-köpfige Besatzung des Unglücksschiffs blieb an Bord der »Nordkapp«.
Das Schifffahrtsamt in Oslo musste vor der Evakuierungsaktion eine Sondergenehmigung erteilen, weil die »Nordnorge« mit jetzt insgesamt 613 Passagieren und 84 Besatzungsmitgliedern die zulässige Aufnahmekapazität überschreitet.
Ein Reedereisprecher wies erste Berichte zurück, wonach die 1996 in Dienst gestellte »Nordkapp« kurz vor einer ernsten Havarie gestanden habe. Das Schiff sei für Fahrten in arktischen und antarktischen Gewässern ausgelegt. Die Schäden an der äußeren Schiffswand sollen von Spezialisten der britischen Marine untersucht werden. Die britische Marine erklärte sich auch bereit, die »Nordkapp« bei Bedarf nach Argentinien zu eskortieren. Es gebe keine Gefahr einer Ölpest. Wegen des Schadens am Schiff müssten die drei in dieser Saison noch geplanten Reisen in die Antarktis vermutlich storniert werden, erklärte die Reederei.
Die »Nordkapp« ist nach der majestätischen Felsformation benannt, die den letzten Vorposten am nördlichsten Eismeer bildet. Die Atmosphäre der Salons ist geprägt von Bildern von Karl Erik Harr, dem norwegischen Küstenmaler schlechthin. Seine Werke lassen das Schiff zu einer schwimmenden Galerie werden.

Artikel vom 02.02.2007