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Jecken segeln unter der Piraten-Flagge

Spedition Leimkuhl wird zur Werft: Cronsbachfunken bauen aufwändigen Karnevalswagen

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Wie kriegt man Ecken rund? Und wie macht man aus einem Wagen ein Schiff? Solche schwierigen Fragen hatten vier Mitglieder der Cronsbachfunken diesmal beim Bau ihres Karnevalswagens zu beantworten. Eine Fahrzeughalle der WLS-Spedition wurde zur Werft . . .

Unter dem Motto »Fluch vom Cronsbach« segelt der Steinhagener Karnevalsclub diesmal durch die fünfte Jahreszeit. Zum Einen kreuzen sie an Weiberfastnacht, Donnerstag, 15. Februar, um 14 Uhr zunächst durchs Dorf, bevor sie der traditionelle »Sturm aufs Rathaus« in des Bürgermeisters Amtsstube an Land spült. Zum Anderen reihen sie sich am Rosensonntag, 18. Februar, beim Umzug in der Nachbarstadt Harsewinkel in die große närrische Flotte ein. Hollywood lässt grüßen - der Kinoknüller »Fluch der Karibik« inspirierte Gitta Lochmüller und ihr Wagenbauerteam diesmal. Und so gehen die Cronsbachfunken unter die Piraten.
Die verwegene Kluft der finsteren Gesellen nimmt nach Entwürfen und Zuschnitten, die Gitta Lochmüller und Gisela Breckenkamp gefertigt haben, bei Waltraud Eßler im Nähatelier Formen an. Derweil laufen auf dem »Trockendock« die Arbeiten am Flaggschiff auf Hochtouren. »Auf diesem Schiff, da liegt ein Fluch, denn Jecken gibt es nie genuch!« Dieser Spruch, beim gemeinsamen Grünkohlessen im November ersonnen, soll statt Gallionsfigur den Bug schmücken. Seit Dezember werkeln Gitta Lochmüller, Gisela Breckenkamp, Frank Hamann und Jochen Hempel an dem stolzen Einmaster. Schnell waren die Spuren der vergangenen Karnevalssaison getilgt - aus der Blumenwiese der Biene Maja, als die der Wagen 2006 fuhr, wurde die »Black Pearl«.
Und um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Mit Holzlatten, Karnickeldraht, Hasenleim (in der »Hexenküche« zu einer zähigen Klebemasse aufgekocht) sowie Blumenpapier bekommt man Eckiges auch rund. Kaschieren heißt das. Erstmals ist es in Steinhagen zum Einsatz gekommen. Ähnlich wie beim Pappmaché lässt sich frei gestalten. Aber statt Unmengen von Kleister und Zeitungspapier ist erheblich weniger Material nötig, womit sich das Gewicht der Objekte verringert und auch großflächige Bauten möglich sind. So konnte ein kompletter Schiffsrumpf entstehen, und so ziert die »Black Pearl« nun auch ein Heckruder. So ganz traut der kreative Kopf des Teams dem »Braten« aber noch nicht: »Es ist alles so leicht, und manchmal rieselt es aus der Verkleidung heraus«, sieht Gitta Lochmüller diesmal der Jungfernfahrt des Wagens an Weiberfastnacht mit besonderem Herzklopfen entgegen.
Den Trick mit dem Kaschieren hat die Künstlerin übrigens einem erfahrenen Düsseldorfer Wagenbauer entlockt: Bei der Karnevalsmesse hat sie Jacques Tilly jüngst kennen gelernt. Und zu gerne würde sie sich in einem Seminar bei ihm noch weitere Anregungen holen. Denn unendlich viel Arbeit und Aufwand stecken in jedem Jahr in der Karnevals-Karosse. Die Stunden zu zählen, würde den vier Wagenbauern nie einfallen: »Wir machen das ja, weil es uns Spaß macht.« Professionelle Anleitung wäre da schon gut und mache sich allemal bezahlt, sucht Gitta Lochmüller nun noch einen Sponsor für einen Kurs bei Meister Tilly. Wer weiß, was ihr dann 2008 einfällt . . .

Artikel vom 02.02.2007