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Franzose Levy gönnt's auch den Deutschen


Altkreis (guf). Jeremy Levy (27) sitzt heute zwischen den Stühlen, wenn die deutsche Handball-Nationalmannschaft im WM-Halbfinale auf die Auswahl seines Heimatlandes trifft. Der Franzose kam vor zehn Jahren nach Deutschland, als seine Eltern aus beruflichen Gründen nach Niedersachsen übersiedelten. Dort hat er sein Abitur gemacht, absolvierte dann ein Studium in München und ist jetzt an der Uni Bielefeld tätig. Der Rückraumspieler von Verbandsligist SF Loxten, der in Halle wohnt, bekennt, das zwei Herzen in seiner Brust schlagen: »Ich sehe das relativ gelassen und freue mich mit der Mannschaft, die am Ende gewinnt.«
Die sporthistorischen Fakten sprächen zwar für sein Geburtsland (bei ihren beiden WM-Titeln warfen die Franzosen jeweils vorher Deutschland 'raus). Doch Levy favorisiert eher die Auswahl seiner Wahlheimat: »Wegen der gewaltigen Unterstützung durch die Fans tippe ich eigentlich auf das deutsche Team. Es macht mannschaftlich einen stärkeren Eindruck, hat im Positionsangriff bisher viel Spielwitz gezeigt und taktisch ziemlich klug agiert.«
Seine Landsleute hat Levy in Halle bei den Siegen gegen Slowenien und Tunesien live beobachtet, das Viertelfinale gegen Kroatien konnte er am Fernsehschirm verfolgen. Der Eindruck des 27-Jährigen: »Bei Frankreich hängt fast alles davon ab, wie die Abwehr und das schnelle Spiel über die zweite Phase funktioniert. Mannschaftlich hat mich das Team auch gegen Kroation nicht überzeugt. Zwar gibt es extrem gute Einzelspieler. Doch wenn man vier Weltklasse-Halblinke hat, aber keinen richtig guten Mittelmann, ist das gegen eine ausgeglichene Mannschaft nicht gerade ein Vorteil.«
Die zweite Halbzeit des heutigen Halbfinal-Hits wird sich Levy nur als »Konserve« am späteren Abend anschauen können: Loxtens Coach Willi Möhle hat vor dem wichtigen Verbandsliga-Derby gegen Steinhagen unerbittlich für 18.45 Uhr Training angesetzt. Dass ihm das nicht gerade schmeckt, darin ist sich der sympathische Franzose mit seinen deutschen Teamkollegen natürlich einig...

Artikel vom 01.02.2007