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Fehlplanung: Architekt
bringt Bauherrn in Not

Höhe und Dachneigung falsch - Stadt zeigt sich kulant

Halle (pes). Ein Architekt hat bei einem Neubau im Wohngebiet Bachweide die Vorgaben des Bebauungsplanes nicht eingehalten - aber die Stadt Halle drückt beide Augen zu. Der Bauherr müsste sonst samt Familie vorübergehend ins Hotel ziehen.

Gegen die Stimmen der SPD und die Auffassung von Verwaltung und Stadtplanern sagte die CDU am Dienstagabend »Ja« zum Weiterbau. »Wenn ein Mensch einen so anfleht, kann man ja nur weich werden«, argumentierte Fritz Weßling, Vorsitzender des Planungs- und Bauausschusses, nachdem der betroffene Bauherr persönlich bei ihm vorstellig geworden war. Der saß ziemlich in der Zwickmühle: Sein Architekt hatte in den Planunterlagen wohl auf einem Nachbargrundstück nachgeschaut, welche Bauvorschriften einzuhalten sind - und hatte dabei gründlich daneben gegriffen. Teilweise ist bereits zu hoch gemauert, die Dachneigung ist viel zu flach vorgesehen, die Dachsparren dafür schon bestellt. Ein Rückbau hätte wochenlange Verzögerungen und ruinöse Zusatzkosten zur Folge. »Die jetzige Wohnung ist aber schon zum 30. April gekündigt«, berichtete Fritz Weßling.
»In dieser Form ist das ein Schwarzbau«, meinte Michael Flohr, Abteilungsleiter Bau im Rathaus, und war sich mit seinem Fachbereichsleiter Jürgen Keil einig, dass man keine »Befreiung von den Festsetzungen des Bebauungsplanes« erteilen sollte. »Gegenüber dem nächsten, der anders bauen will als vorgesehen, haben wir dann keine Begründung mehr, es abzulehnen«, meinten Keil und Flohr und bekamen auch Rückendeckung von der ehemaligen Ausschuss-Vorsitzenden Ulrike Sommer (SPD). »Das wäre ein Dammbruch«, warnte sie die beiden CDU-Kollegen Fritz Weßling und Klaus Kuhlmann. Immerhin trage der Architekt die Verantwortung und müsse auch für die zusätzlichen Kosten gerade stehen, die dem Bauherren entstünden. »Ich erwarte von einem Architekten, dass er einen Bebauungsplan lesen kann.«
Stadtplaner Dirk Tischmann hatte ein ganzes Quartier von Häusern in eineinhalb-geschossiger Bauweise vorgesehen, um einen Bruch mit dem direkt angrenzenden Gebäuden des Hofes Kahmann zu vermeiden. Das gerade erstellte Haus ist das erste in der Reihe. Die Baustelle liegt aber zurzeit still, weil jetzt eine Baugenehmigung über den Kreis eingeholt werden muss.

Artikel vom 01.02.2007