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Das Trainer-Theater
Hart
am
Ball
Von Klaus Lükewille

Nur 180 Minuten reichten, danach reichte es den Vorstandsherren in München und Mönchengladbach schon.
Diese beiden Bundesliga-Vereine haben erst zwei Rückenrundenspiele absolviert - und tauschen bereits ihre Trainer aus. Während es in den vergangenen Jahren so aussah, als hätten die Klubs endlich kapiert, dass ständige Bank-Wechsel meistens nicht zu dem gewünschten Erfolg führen, wird das Oberhaus in der Spielzeit 2006/2007 wieder zum großen Trainer-Theater.
Peter Neururer durfte schon nach drei Runden gehen, Hannover 96 lockte Dieter Hecking vom Aufsteiger Alemannia Aachen an die Leine. Frech aus dem Vertrag gekauft - das hatte es in der Liga auch noch nie gegeben.
Borussia Dortmund schickte Bert van Marwijk zurück in die Niederlande. Nachfolger Jürgen Röber erhielt nur einen Kurzzeit-Vertrag, weil die Borussen ab 1. Juli 2007 auf Thomas von Heesen setzen, der seine Zukunft nicht mehr bei Arminia Bielefeld sieht.
Personal-Poker in der höchsten Liga, aber nicht immer auf höchstem Niveau. Der Paukenschlag am 31. Januar, der zum Doppelschlag werden sollte, setzt Deutschlands Kicker-Klasse wieder ins schiefe Licht: Wenn es nicht läuft, dann müssen eben die Trainer gehen. Schnellstens.
Felix Magath wusste natürlich, auf was er sich beim FC Bayern eingelassen hatte. Da kennen sie keine Gnade. Da zählen auch seine vier Titel in zwei Jahren nicht mehr. Dafür gibt's ein schleimiges »Dankeschön« und anschließend die Papiere.
So ist das. Der Nächste, bitte.
Dass der sich »Rentner« Ottmar Hitzfeld diese Halbserie auf der Bayern-Bank noch einmal antut, sagt viel über die Mentalität der Herren Fußball-Lehrer. Sie drängeln sich eben alle zu gern noch einmal zurück auf die große Bühne - auch wenn ihre besten Tage längst hinter ihnen liegen.
Wie Jupp Heynckes. Ein toller Torjäger. Ein erfolgreicher Trainer. Aber seine Zeit ist vorbei. Dieser Coach von gestern passt nicht mehr zur Kicker-Generation von heute. Heynckes wollte das nicht wahrhaben - und scheiterte.
Mönchengladbachs Ball-Bosse hätten es wissen müssen - und haben ihn vor Monaten trotzdem geholt. Im Trainer-Theater fiel jetzt für ihn der letzte Vorhang. Magath wird irgendwann wiederkommen. Heynckes nicht.

Artikel vom 01.02.2007