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Briefmarken aus Sinzig
ein »Schatz« für Bethel

Bürgermeister aus der Pfalz überbrachte Bürgerspenden

Von Gerhard Hülsegge
Bielefeld (WB). Große Freude in Bethel über einen Briefmarkenschatz: Wolfgang Kroeger (53), Bürgermeister der Stadt Sinzig (Rheinland-Pfalz), hat den von Bodelschwinghschen Anstalten gestern elf Alben mit wertvollen Postwertzeichen übergeben.

»Das ist ein echter Schatz und ein Schneeball ist zur Lawine geworden«, sagte Pastor Ulrich Pohl, Leiter der Zentralen Öffentlichkeitsarbeit Bethel. Dabei war es zunächst nur eine schlichte Plastiktüte, die im Bürgerbüro des 20000-Seelen-Ortes, bekannt als Rotwein-Anbaugebiet, abgegeben wurde. Ihr Inhalt indes sorgte nicht nur bei Briefmarkenfreunden für Erstaunen: Zum Vorschein kamen mehrere sorgfältig sortierte Alben mit meist vollständigen Briefmarkensätzen, alle im besten Originalzustand.
»Das ist schon eine wundersame Geschichte«, sagt Kroeger. Und verweist auf Johannes Büchel, den Leiter der Volkshochschule. Der 46-Jährige hatte nämlich die Idee, die Bürgerinnen und Bürger Sinzigs um Briefmarkenspenden für Bethel zu bitten. Spontan stellte er zwei Kartons im Rathaus auf, die sich rasch mit gebrauchten Postwertzeichen füllten. Um Weihnachten dann die Überraschung: Erste komplette Alben werden abgegeben, sieben Stück allein von einer Person. Aus Haushaltsauflösungen, von der 85-jährigen Ex-Bankkauffrau, dem Neffen eines Franziskanerpaters und auch vielen anonymen Spendern, denen die Arbeit in Bethel wichtig erscheint, die aber nicht genannt werden wollen.
Und es besteht kein Zweifel: Die umfangreiche Sammlung beinhaltet viele historische Postwertzeichen wie den »Wilhelm Tell« von 1875, Altmarken aus Luxemburg und der Schweiz mit verschiedenen Stempeln aus dem 19. Jahrhundert oder nach Themen geordnet wie »Bethlehem«, »Jerusalem« und »Adenauer«. Elf Alben mit 15000 Marken aus aller Herren Länder im Wert von jeweils bis zu 100 Euro sind es am Ende, die die Reise vom Rhein an den Teutoburger Wald antreten.
»Das ist eine schöne Sache für uns, die wir zu würdigen wissen«, freute sich gestern insbesondere Hans-Werner Mohrmann als Leiter der Briefmarkenstelle Bethel. Denn die große Zahl der gespendeten Briefmarken bietet insgesamt 120 Menschen mit Behinderungen sinnvolle Arbeits- und Beschäftigungsplätze. Seit mehr als 100 Jahren ist der Marken-Weiterverkauf an Sammler für sie nicht nur Bestätigung für ihre Arbeit, sondern der Erlös unterstützt auch die diakonische Arbeit vor Ort.
In Sinzig werden weiter Briefmarken für Bethel gesammelt. Heimische Philatelisten, die Interesse an den Spenden zeigten, gingen indes leer aus. »Das wäre nicht im Sinne der Spender gewesen«, betonte Bürgermeister Kroeger. Die begehrten Briefmarken aus Sinzig werden in Bethel derweil gehütet wie ein Schatz. »Sie werden nicht irgendwo auf dem Schreibtisch herumliegen«, betonte Pastor Ulrich Pohl, sondern diebstahlsicher in einem Safe aufbewahrt. Die teuersten Marken werden im Rahmen einer Auktion demnächst meistbietend versteigert, die Kataloge im Internet veröffentlicht. Der Rest wird in der Briefmarkenstelle verkauft.
www.bethel.de

Artikel vom 31.01.2007