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Druide Onesta hält's mit Asterix

Halbfinalgegner Frankreich: Coach baut auf wiedererstarkten Omeyer

Von Gunnar Feicht
Köln (WB). Der kleine Gallier Asterix, der der »römischen« Übermacht aufs Haupt schlägt: Vor dem heutigen Halbfinale gegen Gastgeber Deutschland fühlt sich Frankreichs Nationaltrainer Claude Onesta als Außenseiter pudelwohl.

»Nach der Niederlage im ersten Spiel hat ein Rollenwechsel stattgefunden. Wir waren am Samstag Favorit, jetzt ist es Deutschland. Und das ist für uns viel einfacher«, sagte der Mann mit der markanten Gilbert-Becaud-Stimme nach dem 21:18 im Viertelfinale gegen Olympiasieger Kroatien.
Zwei exzellente Deckungsreihen prägten das Duell der Handball-Giganten, für die Entscheidung zu Gunsten der Equipe Tricolore sorgte die Leistungsexplosion von Torwart Thierry Omeyer (THW Kiel) in der Schlussviertelstunde. Hatte »Druide« Onesta - analog zum Comic-Vorbild Miraculix - da etwa mit einem Zaubertrank nachgeholfen? »Wir haben ihm nach dem Spiel gegen Deutschland gesagt, dass wir ihn lieben und Vertrauen in ihn haben«, sagte der schlitzohrige Franzose und fügte schmunzelnd hinzu: »Dann haben wir auf geheimen Wegen von dem Mittel erfahren, das Heiner Brand Henning Fritz eingeflößt hatte. Das haben wir auch Omeyer gegeben.« Heute stehen sich die beiden Kieler Weltklasse-Keeper erneut gegenüber. Zusätzliche Brisanz, nachdem Fritz das erste Duell klar gewonnen hatte.
»Ich hätte gerne mehr gewechselt, aber heute durfte man keinen Fußbreit Boden zurückstecken«, begründete der Coach des Europameisters, warum er die Stamm-Sieben fast nur durch Abwehrspezialist Didier Dinart entlastet hatte. »Ich bin sicher, einige hoffen jetzt, dass uns das zu viel Substanz gekostet hat.« Aber der Franzose weiß natürlich, dass Heiner Brands von Blessuren gebeutelte Helden-Riege kräftemäßig ebenfalls auf Reserve läuft.
Frankreich setzte sich durch, obwohl Top-Star Nikola Karabatic (THW Kiel) erst in der 44. Minute sein erstes Tor erzielte. Nachdem er von der Spielmacherposition in den linken Rückraum gewechselt war, schlug der Rechtshänder noch fünfmal zu, zusätzlich angestachelt durch ein grobes Foul seines Gegenspielers Davor Dominikovic, der dafür Rot sah (51.).
Überragender Feldspieler der Partie war jedoch Sprungwunder Luc Abalo (8). Der dunkelhäutige Rechtsaußen führte den deutschen Spielern auf der Tribüne vor, dass sie heute nicht nur auf den französischen Rückraum und Kreisläufer Bertrand Gilles achten müssen. Denn der Europameister ist auch mannschaftlich zusammengewachsen, war am Ende erheblich willensstärker als die im Endspurt kämpferisch enttäuschenden Kroaten.
Deren Trainer Lino Cervar war an der Linie wesentlich aktiver als mancher seiner matten Stars und sagte frustriert: »Wir hätten mehr tun müssen, haben viel zu statisch gespielt und in den letzten zehn Minuten die Außen gar nicht mehr einbezogen.«

Artikel vom 01.02.2007