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Auf der Straße wächst der Druck gegen Bush

Zehntausende demonstrieren gegen den US-Präsidenten

Washington (Reuters). Zehntausende Menschen haben in Washington für einen Abzug der US-Truppen aus dem Irak demonstriert und so den Druck auf Präsident George W. Bush erhöht.
An der Kundgebung beteiligten sich neben Kriegsveteranen und Angehörigen gefallener Soldaten auch zahlreiche Prominente, darunter die Hollywood-Stars Jane Fonda und Sean Penn
Wie der von den Demokraten kontrollierte Kongress forderten die Demonstranten Bush auf, von seinen Plänen zur Truppenaufstockung Abstand zu nehmen. »Holt unsere Soldaten zurück nach Hause«, riefen sie in Sprechchören, während sie um das Kapitol marschierten.
Auch in Los Angeles und San Francisco gingen Tausende aus Protest gegen die Irak-Politik der Regierung auf die Straßen. Viele Aktivisten riefen zu weiteren Demonstrationen in den kommenden Tagen auf. Bush ließ dennoch erklären, er habe nicht vor, von seiner Strategie abzurücken.
Seit 34 Jahren habe sie nicht mehr an einer Anti-Kriegs-Demo teilgenommen, rief Fonda der Menge in der US-Hauptstadt zu. Doch jetzt sei Schweigen »keine Option mehr. Ich bin so traurig, dass wir dies hier tun müssen- dass wir die Lehren aus dem Vietnam Krieg nicht gezogen haben.« In den siebziger Jahren war die heute 69-Jährige eine der prominentesten Kritikerinnen des US-Einsatzes in Südostasien.
Zwei Stunden lang wandten sich mehrere Redner von der mitten im Washingtoner Regierungsviertel aufgebauten Bühne an die jubelnde Menge. Sie gingen scharf ins Gericht mit Präsident Bush. »Als ich im Krieg diente, dachte ich, mein Einsatz sei ehrenwert. Stattdessen wurde ich in einen Krieg geschickt, dessen Begründung sich als Fälschung erwiesen hat«, sagte ein Irak-Veteran.
Viele Teilnehmer hielten Fotos von im Krieg getöteten Angehörigen in die Höhe. Bislang kamen mehr als 3000 US-Soldaten und Zehntausende Iraker in dem Land ums Leben, seit die USA 2003 dort einmarschierten.
Bush zeigte sich wenig beeindruckt. Der Präsident verstehe, dass die Amerikaner ein Ende des Kriegs sehen wollten. »Und die neue Strategie ist so gezimmert, dass sie genau das erreichen wird«, erklärte Bush-Sprecher Gordon Johndroe. Bush will weitere 21 500 Soldaten in den Irak schicken. Bereits jetzt sind dort etwa 130 000 Amerikaner stationiert.
Das Vorhaben stieß im Kongress und in der Öffentlichkeit auf heftigen Widerstand. Auch international ernteten die Pläne teils heftige Kritik. Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte, er verlange von der US-Regierung eine Erklärung, warum sie ihre Militärpräsenz in der Region erhöhen wolle, obwohl dies für Frieden und Stabilität kontraproduktiv sei.

Artikel vom 29.01.2007