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Weißer Adler wird ein
Bote des Sonnenkönigs

Bezaubernder Märchenabend des Kulturkreises Senne

Von Peter Monke (Text und Fotos)
Senne (WB). Welch wichtige Rolle das Licht im Leben der Menschen spielt, wird einem besonders während der dunklen Wintertage bewusst. Wer angesichts der kühlen Temperaturen ein paar wärmende Lichtimpulse für Herz und Seele benötigte, war am Donnerstagabend bei Monika Gehle und Britta Niebuhr gut aufgehoben. Mit ihrem Märchenabend - veranstaltet vom Kulturkreis Senne - sorgten sie für reichlich Wort-, Tanz- und Feuerzauber.

»Licht symbolisiert im Märchen meist sehr positive Eigenschaften. Es steht für Wärme, Mitgefühl, Heilung oder Glück«, sagte Monika Gehle, die passend zum Thema komplett in Weiß und Gold gekleidet war - denn: »Diese Farben signalisieren im Märchen immer wieder die Eigenschaften des Lichts, quer durch alle Kulturen.«
Die Herkunft ihrer Erzählungen reichte dann auch von den Philippinen über Indien bis Japan. Die Zuhörer im restlos ausverkauften Senner Heimathaus wurden dabei gleich mehrfach in den Palast eines Königs entführt. Der erste Monarch hatte Probleme, seine Nachfolge unter seinen beiden Söhnen zu regeln. Also trug er ihnen eine Prüfung auf: Ausgestattet mit fünf Silberstücken sollten sie in drei Tagen jeweils etwas erwerben, dass den Palast bis in den letzten Winkel zu füllen vermochte. Während der Ältere Unmengen von ausgepresstem Zuckerrohr auf einer Plantage erstand, kaufte der Jüngere für lediglich ein Silberstück eine große, weiße Kerze, deren Licht den kompletten Palast erleuchtete und ihm schließlich das Königreich einbrachte.
Ein weiterer Monarch sehnte sich nach einem Zweig des Sonnenbaumes, mit dessen Magie er seine verstorbene Frau wieder zum Leben erwecken wollte. Wer diesen finde, bekäme des Königs Tochter zur Frau. Ein Einäugiger machte sich schließlich auf den Weg und hatte Erfolg, weil er einen verwundeten, weißen Adler wieder gesund pflegte. Dieser entpuppte sich als Bote des Sonnenkönigs, der ausgesandt war, die jüngste Tochter des Regenkönigs aus den Klauen ihres Vaters zu befreien. Verwandelt in eine goldene Schlange, half der Einäugige auch bei diesem Problem und erhielt als Belohnung den begehrten Zweig. In Empfang nehmen konnte er diesen jedoch nur, weil die vier grausamen Hunde, die den Sonnenbaum bewachen, an seinem blinden Auge vorbeizogen und er so nicht vor Angst flüchtete.
Im Verlauf des Abends konnten die Zuhörer an der Erweckung von Amaterasu - der japanischen Sonnengöttin - teilhaben und erfahren, wie man mit wenigen Kerzen die Fee des immer währenden Glücks in sein Haus locken und deren ältere Schwester namens Not aus selbigem vertreiben kann. Außerdem erzählte Gehle das Märchen von einem Mann, der sich nichts sehnlicher wünscht, als Auf- und Untergang der Sonne zu betrachten und dafür ein hohes Gebirge überwinden muss.
Britta Niebuhr sorgte zwischen den Märchen mit sinnlichen Tanzeinlagen im indisch-orientalischen Stil für einen besonderen Augenschmaus. Clou ihrer Darbietung: Mit jedem Auftritt wurde die Farbe des Kostüms heller - von Blau über Rot und Orange bis zur Symbolfarbe des Lichts im Märchen: Weiß.

Artikel vom 27.01.2007