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Halle erlebt die größte
WM-Überraschung

Polen wird Erster und trifft im Viertelfinale auf Russland

Von Lars Krückemeyer
Halle (WB). Polen hat durch einen 38:27-Sieg gegen Slowenien die bislang größte Überraschung der Handball-WM perfekt gemacht. Mit dem fünften Sieg im fünften Spiel in Halle sicherte sich die Mannschaft von Bogdan Wenta Platz eins in der Hauptrundengruppe M1.

»Ich bin froh, dass wir diese einmalige Chance auf den Gruppensieg genutzt haben. Vermutlich haben nur wir vorher daran geglaubt«, freute sich der Trainer, der Polen erstmals seit 1982 wieder in ein WM-Viertelfinale geführt hat, dort trifft das Überraschungsteam nun auf Russland. Wenta sprach dem Haller Sportpark Hotel ein Extra-Dankeschön für »die tolle Betreuung aus. Wir hatten optimale Bedingungen, das waren Heimspiele für uns.«
Das Spiel gegen Slowenien war früh entschieden, der mit zwölf Toren überragende Marcin Lijewski sorgte dafür, dass sich Polen nach der Halbzeit schnell absetzte. »Ich bin überglücklich. Wir haben vor dem Spiel gewusst, dass jeder unserer Spieler großes Potenzial hat. Jetzt sind wir offenbar auch erfahren genug, es umzusetzen. Die Atmosphäre in den großen Hallen ist ein super Erlebnis und gibt jedem Spieler Rückenwind«, erklärte der Torjäger der SG Flensburg/Handewitt das polnische Erfolgsgeheimnis. Bogdan Wenta hat nicht nur eine hochklassige Rückraum-Reihe mit Marcin Lijewski, Karol Bielecki und Grzegorz Tkaczyk, sondern mit Slawomir Szmal auch einen überragenden Torwart und mit Bartosz Jurecki einen kaum zu stoppenden Kreisläufer. Zudem verfügt Wenta über Einwechselspieler, die sich nahtlos ins Spiel einfügen. Die Ausgeglichenheit und der Teamgeist sind die polnischen Trümpfe. Und die sollen auch im Viertelfinale stechen: »Jetzt kommen erfahrenere Gegner, aber das ist uns egal«, meinte Wenta mit breiter Brust.
Nach dem polnischen Sieg über Slowenien besaß das letzte in Halle ausgetragene WM-Spiel nur noch statistischen Wert. Europameister Frankreich stand bereits vor der Partie gegen Tunesien als Gruppenvierter fest - die zweite Riesen-Überraschung in der deutschen Gruppe - und gewann gegen den Afrikameister mühsam mit 28:26. In einer überharten Partie sah Frankreichs Star Nicola Karabatic sah nach einem Ellbogencheck die rote Karte, auch zwei Tunesier wurden disqualifiziert.
Slowenien war schon Samstag nach dem 31:32 gegen Island ausgeschieden. Mehrfach scheiterten die Slowenen mit klarsten Chancen und durften sich über die Niederlage nicht beschweren. Zwar verweigerten die iranischen Schiedsrichter dem Vize-Europameister von 2004 in der letzten Minute einen klaren Siebenmeter, doch die Schuld für das Ausscheiden mussten Siarhei Rutenka und seine Mitspieler bei sich selbst suchen. Der slowenische Torjäger fiel mehrfach durch Undiszipliniertheiten auf und konnte froh sein, wegen Meckerns nicht die rote Karte gesehen zu haben. Auch Fotografen bekamen die schlechte Laune des 25-Jährigen zu spüren, als der nach einer vergebenen Chance mit voller Wucht in die Werbebande trat.

Artikel vom 29.01.2007