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»Ich habe meine Eltern in Bielefeld besucht und machte einen Spaziergang durch die Stadt. Am Alten Markt fiel mir auf, dass das Lokal des Konzertbüros Vollmer leer stand. Ich erfuhr, dass es diese Reihe nicht mehr gibt«, erzählt der gebürtige Bielefelder, der auf diese Nachricht ungewöhnlich spontan reagierte: »Auf dem Nachhauseweg kam ich am Neuen Rathaus vorbei. Ich bin geradewegs zum damaligen Kulturamtsleiter Andreas Kimpel reinspaziert und habe ihn gefragt, wie er es finden würden, wenn ich als Bielefelder für Bielefeld eine neue Konzertreihe aufziehe.« Sechs Wochen später stand seine erste Saison unter Dach und Fach.
Dank hervorragender Kontakte hatte Tobias Müller binnen kürzester Zeit sechs hochkarätige Ensembles beziehungsweise Interpreten aufgetan, die im Kleinen Saal der Oetkerhalle auftraten. In der zweiten Saison gesellten sich zu den sechs Konzerten vier hinzu, die der Nachwuchsförderung dienten. »Winners and masters«, so der Titel, stellt in Kooperation mit dem Kulturkreis Gasteig München junge Talente vor, die bei internationalen Wettbewerben positiv aufgefallen sind. »Am 8. Februar kommt Marianna Shirinyan. Sie hat beim diesjährigen ARD-Wettbewerb den Publikumspreis erhalten und den zweiten Platz belegt«, erzählt Müller nicht ohne Stolz.
In seiner jetzigen, dritten Saison hat der junge Konzertveranstalter noch mal einen drauf gelegt: Acht Konzerte umfasst die aktuelle Spielzeit, in deren Verlauf mehrfach Ensembles, bestehend aus Mitgliedern der Berliner Philharmoniker ihr Stelldichein geben werden (unter anderem das Ensemble Berlin-Shanhai am heutigen Samstag, 20 Uhr, in der Oetkerhalle).
Zu den namhaften Ensembles gehören auch das Alban Berg-Quartett (24. Februar), das Tecchler-Trio (23. März) und als krönender Abschluss der israelische Stargeiger Pinchas Zukerman, der mit Duo-Partner Marc Neikrug (Klavier) am 10. Mai sein einziges Deutschland-Konzert in Bielefeld geben wird. »Ich bin nach einem Konzert einfach auf ihn zugegangen, habe ihm von meiner neuen Konzertreihe erzählt und ihn gefragt, ob er in Bielefeld auftreten will«, hat Müller mal erzählt, wie es ihm gelang, den gefragten Weltstar zu engagieren.
Soweit so gut. Nur das Publikum nimmt das neue Angebot bislang nur zögerlich an. »Das ist die typisch ostwestfälische Zurückhaltung«, gibt sich Tobias Müller zuversichtlich. Dahingegen freut er sich über überregionale Resonanz: »Es gibt Leute, die kommen aus Bonn, Hamburg oder Holland hierher, nur weil sie einen bestimmten Interpreten hören wollen.«
Auch der Radiosender »Deutschlandradio Kultur« ist schon auf die neue Konzertreihe aufmerksam geworden und zeichnet das Konzert am heutigen Samstag im Großen Saal der Oetkerhalle auf. Sendetermin ist der 6. Februar.
Das Kammermusik ein Nischenprodukt ist, ist Tobias Müller bewusst. »Mein Ziel besteht ja auch darin, künftig Sinfoniekonzerte zu veranstalten«, sagt er. Aber alles peu á peu. Zunächst will er weiter mit Kammerkonzerten Profilschärfe zeigen und zur Bereicherung der regionalen Kulturszene beitragen. Dies gelingt ihm unter anderem als Mitglied des Musikvereins, dessen Bass-Reihen er seit seiner Rückkehr an den Teuto verstärkt.

Artikel vom 27.01.2007