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Zwei Spiele, ein Fazit: großartig!

Deutschland erobert die Westfalenhalle im Sturm - Gala gegen Frankreich

Dortmund (WB/o.k.). »Oh, wie ist das schön. So ein Tag, der dürfte nie vergehen«, schallte es am Samstag aus 12 000 Zuschauer-Kehlen im ausverkauften Tollhaus Westfalenhalle. Ausnahmezustand auch auf dem Feld.

Die deutschen Nationalspieler feierten das 29:26 (14:9) gegen Europameister Frankreich wie einen Finalerfolg. Dabei hatte die DHB-Auswahl durch den hoch verdienten Sieg »nur« vorzeitig den Einzug ins WM-Viertelfinale perfekt gemacht.
Bundestrainer Heiner Brand: »Damit haben wir unser erstes großes Ziel erreicht. Und ich habe mir vorher schwerlich vorstellen können, dass wir gegen ein individuell so starkes Team gewinnen können.« Und das bei diesen Vorzeichen. Auf dem Spielberichtsbogen fehlte zunächst im 14er-Kader Oliver Roggisch. Der Abwehrchef hatte seit Donnerstag Rückenschmerzen. Doch im letzten Moment setzte ihn der deutsche Trainer doch noch ein.
In der fünften Minute der nächste Schock. Bei einem Gegenstoß der Franzosen, den Markus Baur mitlief, verletzte sich der Regisseur an der Wade und konnte trotz bandagierten rechten Unterschenkels nicht mehr ins Spiel eingreifen. Brand: »Da brach bei mir schon Verzweiflung aus. Ich glaube, meine Nehmerqualitäten haben doch etwas gelitten.« Und die sollten noch stärker in Mitleidenschaft gezogen werden. Denn am Abend gab's die Baur-Diagnose: Muskelzerrung in der rechten Wade. Baur: »Ich hoffe, dass ich im Viertelfinale spielen kann.«
Doch Nachwuchsregisseur Michael Kraus vertrat den 36-Jährigen würdig, wurde aber noch von der Nummer eins getoppt. Henning Fritz gewann das Kieler Keeper-Duell gegen Thierry Omeyer klar nach Paraden. In der ersten Hälfte ließ »Fritze« nur neun Tore zu, die Nummer eins in Kiel dagegen konnte nur zwei von 16 Würfen parieren.
Was auch daran lag, dass eine der großen Schwächen der Vorrunde abgestellt worden war. Einfache Fehler wurden auf ein Minimum gesenkt. Unglaubliche 88 Prozent der Würfe landeten im Gehäuse der Franzosen - ein absoluter Weltklassewert.
Dagegen patzte der hoch favorisierte Europameister zu häufig. Was auch Coach Claude Onesta feststellte: »Die Mannschaft, die weniger Fehler gemacht hat, hat gewonnen. Vor allem in der zweiten Hälfte waren bei uns zu viele individuelle Aussetzer im Spiel.«
Die Partystimmung hielt auch beim gestrigen 33:28 (17:11) gegen Island an. Brand brachte Andrej Klimowets für den verletzten Lemgoer Markus Baur. Und er wechselte munter durch, vor allem weil nach nur 15 Minuten die Gastgeber bereits mit fünf Toren führten. In der zweiten Halbzeit hatte die Begegnung freundschaftlichen Charakter, den lediglich Logi Geirsson störte, der bei einem Freiwurf mit Ende der ersten Halbzeit den Ball in das Gesicht von Christian Zeitz warf und danach der Buhmann in der erneut ausverkauften Westfalenhalle war. Brand: »Man hat beiden Teams die Ermüdung durch die letzten neun WM-Tage angemerkt. Ich hoffe, die Vorfreude meiner Spieler hält bis morgen an.«
Vielleicht gibt es aber noch eine schlechte Nachricht für den deutschen Coach: Der Lemgoer Rechtsaußen Florian Kehrmann prellte sich sein rechtes Knie. Die Diagnose ist noch offen.

Artikel vom 29.01.2007