03.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Grillz« sind fast schon out
Eingefleischte Liebhaber von Zahnschmuck lassen sich nicht schocken
Hip-Hopper Nelly hat eines, Pop-Diva Madonna trägt eines und auch Kathrin John hat sich nun ihr Gebiss mit Schmuck besetzen lassen. Ein kleiner, silberner Delfin ziert neuerdings die Zähne der 16-Jährigen. Dass der Trend der so genannten »Grillz« eigentlich längst wieder vorbei ist, stört die Schülerin nicht. »Mein Lächeln ist jetzt noch viel schöner.«
»Als vor etwa drei Jahren diese Art der Zahnverschönerung aus Amerika zu uns herüberschwappte, da sind mir die Leute die Bude eingerannt«, erinnert sich Dr. Ralf Borchers. Inzwischen, sagt der Zahnarzt aus Bünde (Kreis Herford), verlange nur noch selten jemand die Zahnüberzüge.
Insgesamt 150 der glitzernden Steine hat der 46-Jährige eingesetzt. Die Prozedur dauert derweil nicht lange. In nur zehn Minuten kann man sich sein Lächeln verschönern lassen. Die Motivwahl ist dabei jedem selbst überlassen.
»Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die Hersteller lassen sich immer ausgefallenere Symbole einfallen«, sagt Dr. Ralf Borchers. Den Kunden stehen nicht nur beim Motiv, sondern auch beim Material zur individuellen Verschönerung ihrer Kauwerkzeuge eine nahezu endlose Auswahl an Möglichkeiten zur Verfügung. Von Edelstahl bis Gelbgold mit Diamanten oder Zirkonia reicht die Palette.
Entsprechend weitläufig gestaltet sich auch der finanzielle Rahmen: »Der Zahnschmuck geht ab 30 Euro los. Preislich sind keine Grenzen gesetzt«, erklärt der Fachmann. »Ich stecke mein Geld da rein, wo mein Mund ist«, hat Hip-Hop-Star Nelly in seinem Nummer-eins-Hit »Grillz« gerappt. »30 Riesen unten, 30 weitere Riesen oben.«
30 000 Dollar also für einen goldenen, mit Diamanten besetzten Zahnüberzug. Ganz so viel Geld hat sich Kathrin John ihre Verzierung nicht kosten lassen. Von dem kleinen silbernen Delfin auf ihrem rechten Eckzahn ist sie ganz angetan. »Ich fand diesen Zahnschmuck bei den Stars schon immer beeindruckend. Nachdem meine Freundin sich eines hat machen lassen, wollte ich auch unbedingt eines haben«, sagt die Engeranerin (Kreis Herford). Als eingefleischter Amerika-Fan sei es ihr vollkommen egal, dass der Trend in Deutschland schon fast wieder vorbei ist.
Gefährlich, betont Dr. Ralf Borchers, sei das Einsetzen der »Grillz«, nicht. »Die Methode läuft genau so ab wie bei einer Versiegelung der Zähne. Die Schmuckstücke werden mit einem speziellen Haftlack auf die Zähne geklebt.«
Damit das Glitzern im Mund nicht so schnell vergeht, ist eine gründliche Reinigung notwendig. Bleibt die erforderliche Hygiene aus, verwandeln sich »Grillz« schnell in einen Nährboden für Bakterien, die sich dann auf den Zähnen festsetzen und zu unästhetischen Ablagerungen und Löchern führen.
Moritz Winde

Artikel vom 03.02.2007