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Vor dem Feuerwerk
schon im Tennisrausch

Australian Open: Gonzalez lässt Haas keine Chance

Melbourne (dpa). Am australischen Nationalfeiertag ist Thomas Haas mit fliegenden Fahnen untergegangen. Gegen Doppel-Olympiasieger Fernando Gonzalez aus Chile verpasste Haas bei den Australian Open auch im dritten Anlauf sein erstes Grand-Slam-Finale.
»Er hat einfach unmenschliches Tennis gespielt und eines seiner besten Matches gezeigt - wenn nicht das beste«, sagte der enttäuschte Haas. Direkt nach der 1:6, 3:6, 1:6-Pleite des gebürtigen Hamburgers wurde in Melbourne das Feuerwerk zum Australia Day gezündet - passend zur tollen Leistung von Gonzalez, der seinen größten Grand-Slam-Erfolg feierte und am Sonntag im Endspiel auch Titelverteidiger Roger Federer ärgern will. Der Schweizer ist allerdings klarer Favorit - nicht zuletzt, weil er sämtliche neun bisherigen Partien gegen den Goldmedaillen-Gewinner von Athen 2004 gewonnen hat.
Federer hatte im Vorjahr Nicolas Kiefer den Sprung ins Finale verwehrt, Haas erlebte fünf Jahre nach seinem bislang letzten Anlauf eine ähnliche Abfuhr wie Rainer Schüttler, der 2003 im Endspiel gegen Andre Agassi eingegangen war. Gonzalez schenkte Haas 42 Gewinnschläge ein und machte in der 91 Minuten langen Partie nur drei leichte Fehler - davon keinen im ersten und dritten Satz. »Das ist mir noch nie passiert. Jahrelang habe ich 3 Winner und 42 Fehler gemacht«, sagte der ruhiger gewordene Olympia-Dritte Gonzales.
Von Beginn an lief kaum etwas für Haas, aber fast alles für den klar überlegenen Gonzalez. Der 26-Jährige nahm Haas gleich den Aufschlag zu Null ab, und genehmigte ihm erst beim Stande von 0:2 und 0:40 den ersten Punkt. Fast acht Minuten hatte es bis dahin gedauert. »Das war nicht der optimale Start, aber da habe ich mir nichts dabei gedacht. Nach dem ersten Satz auch nicht. Doch er hat sich in einen Rausch gespielt und kam da nie wieder raus«, sagte Haas, der feststellen musste: »Er hatte auf alles eine Antwort. Da kann ich nur den Hut vor ziehen.«
Dass der 28-Jährige am Montag in der Weltrangliste wieder zu den Top Ten zählt, war zumindest ein schwacher Trost inmitten der vielen Emotionen, die dem sensiblen Wahl-Amerikaner durch den Kopf schossen. »Ich habe eines meiner großen Ziele erreicht. Und es war ein Riesengefühl, hier im Halbfinale zu stehen«, sagte Haas, der 1999 in Australien ohne Chance gegen den späteren Sieger Jewgeni Kafelnikow war und 2002 nach einer Regenunterbrechung gegen dessen russischen Landsmann Marat Safin eine 2:1-Satzführung wegschwimmen sah. Viel Zeit zum Nachdenken bleibt ihm nicht. Der in Florida wohnende Haas will kommende Woche als Titelverteidiger vor der Haustür beim ATP-Turnier in Delray Beach spielen.
Daviscup-Teamchef Patrik Kühnen, der Haas wieder als Leitwolf für das schwere Daviscup-Heimspiel vom 9. bis 11. Februar gegen Kroatien braucht, hob ausdrücklich hervor: »Unter dem Strich hat er ein Riesenturnier gespielt. Die Niederlage tut dem keinen Abbruch. Die positiven Leistungen muss er in die kommenden Wochen mitnehmen.«
Damen-Doppel, Finale: Cara Black/Liezel Huber (Simbabwe/Südafrika/3) - Chan Yung- Jan/Chuang Chia-Jung (Taiwan) 6:4, 6:7 (4:7), 6:1.

Artikel vom 27.01.2007