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Im Sommer schmolzen die Fallzahlen dahin

Jahresbilanz der »Gt aktiv GmbH« weist ein nicht für möglich gehaltenes Ergebnis auf

Kreis Gütersloh (rec). Keine Chance. Im Juli vergangenen Jahres sah Fred Kupczyk, Leiter der Gt aktiv GmbH, nicht die geringste Möglichkeit, die Zahl der »Bedarfsgemeinschaften« im Kreis Gütersloh noch nennenswert zu senken. Zeit, dass sich was dreht? Das Motto der Fußball-WM galt offenbar nicht für den Arbeitsmarkt.

Doch dann drehte es sich doch. Im Urlaubsmonat August durchbrach die Zahl die 10 000er-Marke. In der statistischen Rückschau wird deutlich, dass der Rückgang bereits nach dem Jahreshoch im Mai (11 040 Bedarfsgemeinschaften, siehe Grafik) eingesetzt hatte. Doch an einen Schrumpfprozess, der bis zur Marke von 9121 Gemeinschaften im Dezember reicht, mochte im Sommer niemand glauben.
In der Jahrespressekonferenz erwähnten Kupczyk und seine Stellvertreterin Angelika Pötter gestern fairerweise auch den juristischen Einfluss auf die gute Bilanz. Im Sommer wurden die Hartz-Gesetze insoweit geändert, dass die Haushalte von bis zu 25 Jahre alten Personen wieder den Bedarfsgemeinschaften ihrer Familien zugerechnet wurden. Die Zahl der Gemeinschaften musste also schrumpfen. »Doch bis das neue Gesetz auf unsere Statistik durchschlug, vergingen mindestens sechs Monate,« erläuterte Pötter.
Neben der Konjunktur führt die Gt aktiv GmbH den Knick in der Kurve auf ihre Vermittlungsleistungen zurück. »Nach der schwierigen Startphase haben wir Tritt gefasst,« stellte Kupczyk fest. Es wurden mehr Vermittler eingestellt, die ihre Fachkompetenz und die Kontakte zu möglichen Arbeitgebern ausbauten. Gleichzeitig lernten sie die Fähigkeiten, Schwächen und Defizite ihrer Klienten immer besser kennen. Pötter: »Wir können heute viel punktgenauer vermitteln.«
Von den durchschnittlich rund 20 000 Empfängern des Arbeitslosengeldes II brachten die Vermittler 4375 Personen (rund 22 Prozent) in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, auf einen Ausbildungsplatz oder in eine selbstständige Existenz, darunter 871 Menschen, die jünger als 25 Jahre sind. Im Dezember galten 6152 Leistungsempfänger als nicht erwerbsfähig - ein gutes Drittel. Im vergangenen Jahr zahlte die Gt aktiv an die Gemeinschaften 102,9 Millionen Euro aus - zwei Millionen Euro weniger als sie hätte zahlen dürfen. Das Geld bringen die Agentur für Arbeit und der Kreis Gütersloh auf. Deren Repräsentanten Dr. Peter Glück und Christian Jung dienen sich die Übernahme der GmbH nicht mehr gegenseitig an, sondern suchen gemeinsam nach Lösungen für die noch immer auftretenden Schwierigkeiten. Etwa bei der EDV. Die 200 Mitarbeiter von »Gt aktiv« nehmen es inzwischen mit Humor. Das hausinterne Unwort für die durch Computerabstürze hervorgerufenen Probleme lautet »Umgehungslösungen«É

Artikel vom 24.01.2007