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Ahornbaumschubser
leidet unter Sodbrennen

Instant Impro im Reethus: Viel Spaß auf Zuruf


Rheda-Wiedenbrück (dibo). Festes Programm oder alles, zumindest das Meiste, dem Zufall überlassen - die Bühne bietet Komödianten viele Möglichkeiten. Den Zuschauern allerdings in weiten Teilen die Regie zu überlassen, ist außerordentlich mutig. Die Akteure von Improvisationstheatern können daher nie genau sagen, wie ein Abend verläuft. Zwar gibt es die eine oder andere Parallele zwischen den Auditorien - wenn man das Publikum für eine Improvisation nach zehn Musikstilen fragt, dürften die Ergebnisse in Hamburg und München ähnlich ausfallen -, ansonsten gibt's viel Raum für Unwägbarkeiten - und jede Menge Spaß. So wie bei den Fünf von Instant Impro, die die Flora Westfalica im Rahmen der Theaterreihe B verpflichten konnte. 350 Zuschauer wollten das Quintett aus Bremerhaven (100 Auftritte pro Jahr) im Reethus sehen. Und forderten am Ende gleich mehrere Zugaben.
Improvisation auf Zuruf kann durchaus auch lokalkoloriert sein. Ein Beispiel: Das Publikum sollte ein typisches Rheda-Wiedenbrücker Streitthema benennen. Da gibt's natürlich viele (alte Bahntrasse, Windkraft...). Schließlich entschieden sich die Improvisateure für den »Südring«. Dabei hatten natürlich keine Ahnung, welchen Ärger dieses Thema bislang unter den Beteiligten verursacht hat. Macht nix. Die Freude war groß, als der Südring in einem TV-Streitgespräch mit Yana und Alexandra zur Formel-1-Strecke mutierte, die aus der Innenstadt herausgehalten werden soll. Fast wie im richtigen Leben...
Noch so was: Da musste Alexandra im Zwiegespräch mit Kathrin herausfinden, welchen (unbekannten) Beruf und welches »Gebrechen« ihr das Publikum zugeschrieben hatte. Nun ist es sicherlich nicht einfach, auf »Ahornbaumschubser mit Sodbrennen« zu kommen. Als dann auch noch Kollege Jörg, hinter Kathrin kniend, ihre Armbewegungen übernahm, wurde es richtig komisch. Oder: Wie baut man zur Überschrift »Früher war aber mehr Lametta« eine Geschichte zusammen, die abwechselnd in den Genres Horror, Liebesgeschichte oder Drama spielt? Oder eine Geschichte vorm Kleiderschrank (Musical, Krimi, Western, Sci-Fi...) - mit fliegendem Wechsel natürlich. Und immer wieder hatten die Spaßmacher nur fünf Sekunden Zeit, sich vorzubereiten. Der Countdown wurde natürlich vom Publikum »heruntergezählt«.
Auch wenn nicht alle Gags vollends zündeten; Am Ende schmiss niemand die zuvor verteilten nassen Schwämme auf die Bühne, um sein Missfallen zu bekunden. Dafür dürften wohl alle Rosen wieder bei Instant Impro gelandet sein.

Artikel vom 24.01.2007