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MVA-Ängste
sind in Borchen
besonders groß

Kommt der Müll aus Nordhessen?

Von Karl Pickhardt (Text)
und Bernhard Liedmann (Fotos)
Borchen (WV). Die Angst vor Schadstoffbelastungen aus einem Industrieheizkraftwerk Mönkeloh ist in den nahegelegenen Wohngebieten in Borchen besonders groß. Das machten gestern Abend auch besorgte Wortmeldungen der Politiker sowie die Teilnahme von fast 100 Zuhörern auf der vollbesetzten Tribüne im Rathaus Borchen deutlich.

Borchen liegt mit großen Wohngebieten im 4,7-Kilometer-Radius, das auch nach Einschätzung der Detmolder Genehmigungsbehörde und ihrem Dezernatsleiter Wolf-Christian Denkhaus zum (errechneten) unmittelbaren Einwirkungsbereich im Schatten des 94 Meter hohen Schornsteins des beantragten Heizkraftwerks Mönkeloh gehört. Dort sollen bekanntlich jährlich 155 000 Tonnen Müll mit mindestens 850 Grad Celsius zur Energieerzeugung verbrannt werden.
In der Sondersitzung des Borchener Rates stellte die Bezirksregierung wie schon 24 Stunden zuvor in Bad Lippspringe die Planungen zur Müllverbrennungsanlage (MVA) vor. Die Einhaltung der Schadstoff-Grenzwerte, so Dezernent Wolf-Christian Denkhaus und der zuständige Sachbearbeiter Arnold Niehage, werde von der Genehmigungsbehörde in Detmold per Fernüberwachung kontrolliert. Dies geschehe so auch in ähnlichen Anlagen wie in Bielefeld, Minden oder Gütersloh. Nachts werden alle Daten der vergangenen 24 Stunden übertragen. Störfälle liefen sofort auf. »Arbeiten Sie denn auch nachts?, wollte SPD-Ratsfrau Susanne Lippegaus wissen. Dezernent Denkhaus räumte ein, dass nächtliche Störfälle in der Behörde erst im Laufe des nächsten Tages bemerkt würden.
Die Bürgerinitiative Mönkeloh und ihr Sprecher Reinhard Menne wollen aus dem hessischen Korbach erfahren haben, dass der von der Firma Stratmann (Brilon) im Landkreis Waldeck-Frankenberg aussortierte Abfall künftig in Mönkeloh verbrannt werde. Der Müll aus Hessen sei möglicherweise qualitativ nicht für ein in Korbach geplantes Müllheizkraftwerk geeignet, wohl aber in Mönkeloh. Die Bürgerinitiative hat nach eigenen Angaben mittlerweile 3000 Unterschriften gegen eine MVA in Mönkeloh gesammelt. Sie peilt 10 000 an.
Nach der Vorstellung der MVA-Pläne durch die Bezirksregierung (Bürgermeister Heinrich Schwarzenberg hatte aus Gründen der Neutralität keinen Vertreter der Firma Stratmann gestern eingeladen) hat Borchen wie auch andere beteiligten Kommunen bis zum 5. März Zeit, Einwendungen gegen das umstrittene Heizkraftwerk (60 Millionen Euro) geltend zu machen. »Ich habe mich noch nicht festgelegt«, sagte Bürgermeister Schwarzenberg am Abend.
In der Paderhalle findet in Paderborn im März eine öffentliche Anhörung statt, zu der auch Sprecher der Firma Stratmann erwartet werden.

Artikel vom 24.01.2007