23.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Jetzt geht's an dicke Sachen«

Winterschlussverkauf hat begonnen - Einzelhandel lockt mit Rabatten

Von Gerhard Hülsegge
und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Die Damen-Winterjacke für 19 Euro, das Paar Winterschuhe für 50 Euro, der Pullover für 9,95 Euro. »Schnäppchen« dieser Art offeriert der Winterschlussverkauf (WSV) den Bielefeldern seit gestern. »Sale« (reduziert) heißt das Zauberwort.

Bis zum 3. Februar regiert wieder der »Rotstift« in den Geschäften des örtlichen Einzelhandels. Preisnachlässe von bis zu 70 Prozent nicht nur auf Textilien, sondern auch auf Wintersportartikel, Möbel, Spielwaren und auch Baumarktprodukte sorgen dafür, dass die Läger geräumt und Platz geschaffen werden kann für die Frühjahrsware. Der milde Winter bislang und der für die kommenden Tage angekündigte Schnee haben den Kaufhäusern in der Region einerseits Umsatzeinbußen beschert, die nur durch das gute Weihnachtsgeschäft kompensiert werden konnten. Andererseits dürfen sie in den kommenden Tagen mit der erwartet großen Nachfrage noch nach warmer Kleidung rechnen.
»Jetzt geht's an die dicken Sachen«, weiß Thomas Kunz, Geschäftsführer bei Karstadt. Schals, Mützen, Jacken sind die Renner. In der Bahnhofstraße waren die Textilien schon Ende vergangener Woche drastisch reduziert und entsprechend begehrt. Schließlich ist der WSV nicht mehr gesetzlich geregelt, sondern eine freiwillige Angelegenheit der Wirtschaft. Dass die Preise im Januar »purzeln«, daran sind die Kunden gewöhnt und schlagen deshalb auch gerne zum offiziellen WSV-Beginn gerne zu bei der Jagd um das eine oder andere »Schnäppchen«.
Wie Familie Reinhardt, die sich gestern preisgünstig einkleidete. »Ich habe im April Konfirmation und suche deshalb schon mal einen Anzug«, so Schüler Thomas (14), der sich von Mutter Maria (44) und Schwester Irina (20) nicht nur bei der Auswahl der Krawatte fachfraulich beraten ließ. Annegret Neumann (19), angehende Pharmazeutisch-Technische Assistentin, hielt eigentlich Ausschau nach einem Geschenk für die Freundin, mochte aber am Sonderangebots-Stand mit modernen Winterstiefeln auch nicht vorbeigehen. Schüler Lukas Röttges (17) griff erst zur Winterjacke, dann zum Pullover, ließ sich aber Zeit für die Auswahl.
»Die Zeiten, wo sich zum Auftakt des WSV Riesenschlangen vor den Geschäften bildeten, sind vorbei«, betont Jörg Beyer vom Einzelhandelsverband Ostwestfalen-Lippe. Heute gehe alles »ganz gesittet ab«. Viele Bielefelder Einzelhändler hätten auch schon Samstag »runtergepreist«, meinte der 38-jährige Handelsreferent gegenüber dem WESTFALEN-BLATT auf Anfrage. Jetzt müsse man abwarten, wie die nächsten Wochen liefen. Auf den WSV verzichten wolle niemand. »Er bleibt ein wichtiges Absatzventil für den Handel«, betonte Beyer. So verspürte auch Tanja Schuckmann (30) von Sport-Scheck gestern einen »deutlichen Kundenzustrom«, obwohl man die Preise für das ganze Sortiment bereits vorher deutlich reduziert hatte. Von der Rabattschlacht profitieren vor allem jene, die ohnehin vorhatten, erst jetzt in den Winterurlaub zu fahren oder den Urlaub auf den Februar gelegt haben, um am Teuto die eine oder andere Schlittenfahrt zu unternehmen
»Warm anziehen« - das ist bei der Textilkette C&A aber nur noch das halbe Motto. »Bei uns läuft schon die Frühjahrsware ein«, berichtet Abteilungsleiterin Martina Franz (49). Eingelagert werde ohnehin nichts, nur abverkauft, was an Wintersachen noch die Regale fülle. Daunenjacken zum Beispiel seien zurzeit noch gefragt neben leichten Strickjacken für den Urlaub auf den Kanaren. Bei den T-Shirts für den Frühling regieren Pastell- und Lachsfarben neben Pink, Hellblau oder Gold. Diese kann man bei sinkenden Temperaturen bei Bedarf ja auch unter dem Woll-Pullover tragen.

Artikel vom 23.01.2007