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»Allsehendes Auge« wieder da

Bildhauer Diwo hat das Symbol neu ins Heisingsche Hauses eingesetzt

Von Manfred Schraven (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WV). Das »Allsehende Auge« ist wieder am alten Platz. Das in Sandstein geschlagene Symbol im Portal des Heisingschen Hauses in Paderborn war im Mai des vergangenen Jahres herausgeschlagen worden.

Von den Tätern fehlt bis heute jede Spur. Dafür ist der aus der Krone der Stadtgeschichte gebrochene Stein wieder ins historische Ensemble am Marienplatz eingefügt worden. Der Paderborner Bildhauer Michael Diwo hat das gestohlene Objekt, das auch »Auge der Vorsehung« genannt wird, im Auftrag der Denkmalbehörde durch ein neues in Udelfanger Sandstein geschlagenes Dreieck ersetzt. Und dabei hat der Paderborner Künstler auf die ursprüngliche Vorlage zurückgegriffen. Statt ein Auge im umschließenden Dreieck steht hier die Inschrift »jahwe« (Eigenname Gottes im Tanach, der Bibel des Judentums). Das Allsehende Auge im Strahlenkranz, das auch als Teil der Freimaurersymbolik erscheint, ist mit einer lateinischen Schrift versehen: UNO TRINOQUE FAVENTE, was in etwa »durch den einen und dreieinigen begünstigt« heißt. Bei seiner Arbeit hat sich Diwo streng an historische Vorlagen gehalten und damit im barocken Oberlicht des Portals die Fassade des Heisingschen Hauses, in dem Heribert Schulte mit Ehefrau Bärbel seit 23 Jahren eine Goldschmiede führt, das Denkmal wieder komplett gemacht.
Das Heisingsche Haus gilt als Beispiel für die Wohnkultur des wohlhabenden Bürgertums der frühen Neuzeit. Der im 16. Jahrhundert entstandene Renaissancebau ist nach den Besitzern des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts benannt. Das 1741 nachträglich von Barockbaumeister Franz Christoph Nagel eingefügte Portal entstand im Auftrag des Hofjuweliers und kurfürstlichen Kammerdieners Theodor Wilhelm Schmidt.

Artikel vom 24.01.2007