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Opfer verscharrt oder
im Häcksler zerkleinert

Serienmörder soll mindestens 26 Frauen getötet haben

Vancouver (dpa). Robert William Pickton (57) erfüllt wie gewöhnlich nicht die Klischees eines Serienmörders: Er war bekannt als gutmütiger, humorvoller Kerl und als harter Arbeiter, der nie eine Tropfen Alkohol anrührte.
Robert William Pickton (57) muss sich als Massenmörder verantworten. Foto: dpa

Auf seiner Schweinefarm in seinem kanadischen Heimatort Port Coquitlam in der Nähe von Vancouver veranstaltete er mit seinem Bruder Dave in einem umgebauten Stall namens »Piggy's Place« rauschende Partys, zu denen auch Lokal-Politiker, Musiker und Journalisten kamen.
Was keiner wusste: Die Gäste tanzten auf Gräbern Dutzender ermordeter Frauen. Pickton soll mindestens 26 Frauen umgebracht haben, meist Prostituierte und Drogenabhängige aus Vancouvers Schmuddelviertel Downtown Eastside. Seit gestern wird dem 57-Jährigen zunächst für sechs der Opfer der Prozess gemacht.
Die Leichen soll Pickton in einer Häckselmaschine zerkleinert und den Schweinen zum Fraß vorgeworfen haben. Manche soll er auch auf seiner Farm verscharrt haben. Wie viele es sind, weiß noch niemand genau.
Beim Umgraben von mehreren Tausend Kubikmetern Erde rund um die Pickton-Farm wurden immer wieder Knochensplitter, ein Haarbüschel oder eine Fingerkuppe gefunden. Die DNA von mindestens 30 Frauen haben die Forensik-Experten und Pathologen bereits ermittelt.
Die Polizei will den Angeklagten mit dem Verschwinden von mehr als 60 Prostituierten in Vancouver und Umgebung in Verbindung bringen.
Fast 20 Jahre lang soll der heute 57-Jährige ungestört sein grausames Handwerk verrichtet haben - seit 1983 als Erste Rebecca Guno verschwand. Dass der Schweinezüchter im Februar 2002 festgenommen wurde, war einer anonymen Anzeige zu verdanken, wonach es auf der Pickton-Farm eine unlizenzierte Waffe gebe. Bei einer Durchsuchung fanden Polizisten Papiere von mehreren der vermissten Frauen.
Die meisten Opfer lebten am Rande der Gesellschaft. So geriet Pickton auch nie in den Kreis der Verdächtigen.
Angehörige der verschwundenen Frauen werfen den Behörden deshalb auch vor, die Ermittlungen jahrelang verschleppt zu haben. Selbst als sich die Vermissten-Anzeigen häuften, sei nur eine Hand voll Kriminalisten für den Fall abgestellt worden.
Was genau mit den Opfern geschah, was sie vermutlich durchlitten haben, lässt die Staatsanwaltschaft bisher weitgehend im Dunkeln. Weil die Ausbreitung solcher Einzelheiten in den Medien den emotionalen Druck auf die Geschworenen-Jury noch erhöhen und dadurch ein objektives Urteil beeinträchtigen könnte, verlangte Picktons Anwalt Peter Ritchie, alle Reporter von dem Prozess auszuschließen.

Artikel vom 23.01.2007