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»Handball-Herz schlägt hier«

Großes Hallo für Trainerlegende Anatoli Jewtuschenko

Von Lars Krückemeyer
Halle (WB). Am 7. März 1982 gewann Anatoli Jewtuschenko mit der Sowjetunion die Goldmedaille bei der letzten WM in Deutschland. 25 Jahre später ist die russische Trainerlegende für einen Tag zu den Titelkämpfen zurückgekehrt.
Zu Gast in Halle: Anatoli Jewtuschenko. Foto: Gätz
»In Deutschland schlägt das Handball-Herz, es ist eine fantastische Atmosphäre hier«, sagte Jewtuschenko gestern beim Besuch der drei Spiele in Halle.
Der Wahl-Wiener, von 1968 bis 1991 »Staatstrainer« der UdSSR und neben dem WM-Erfolg 1976 und 1988 Olympiasieger, wurde mit einem großen »Hallo« im Sportpark-Hotel empfangen. Der frühere deutsche Torjäger Kurt Klühspieß und die DHB-Spitze um Ulrich Strombach und Horst Bredemeier begrüßten den 73-Jährigen mit einer herzlichen Umarmung.
In seiner Heimat dagegen ist der frühere Meistertrainer, der die UdSSR mit damals neuen Methoden als Handball-Weltmacht etablierte, eine unerwünschte Person. »Als das russische System Anfang der 90er-Jahre kaputt ging, war auch mein Ruf als Trainer kaputt. Der russische Handball-Präsident, mit dem ich 35 Jahre in der Kabine gesessen habe, sagt mir nicht mal ÝGuten TagÜ. Heute wollen sie meine Hilfe nicht mehr«, bedauert Jewtuschenko, der auf Einladung seines Freundes und Spielerberaters Karl-Heinz Tiemeyer aus Spenge nach Halle reiste.
Der Handball hat den 73-Jährigen dennoch nicht losgelassen. Nach Stationen beim früheren Bundesligisten TSV Milbertshofen sowie in Kuwait, Saudi-Arabien, Brasilien und Argentinien ist er inzwischen Berater bei Hypobank Wien. Außerdem arbeitet er in Österreich als erfolgreicher Tennis- und Volleyball-Trainer.
Gestern jedoch wollte Anatoli Jewtuschenko ausschließlich die tolle Atmosphäre in Halle genießen. »Das ist für mich so, als ob ich ins Kino gehen würde!«
Die deutsche Mannschaft hat er trotz der durchwachsenen Vorrunde noch nicht abgeschrieben. »Als wir 1976 Olympiasieger wurden, haben wir zu Beginn auch ein Spiel verloren. Niederlagen sind manchmal die bessere Motivation«, weiß der Trainer-Fuchs.

Artikel vom 25.01.2007