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Oppenweher
kritisieren
Baumfällaktion

Kreis beseitigt Wald am Mooresrand

Von Dieter Wehbrink
Oppenwehe (WB). In Stemwede wird die Kritik an den Baumfällaktionen des Kreis-Umweltamtes im Oppenweher Moor lauter. Zurzeit holzen Arbeiter Bäume in einem Birkenwald am Schafstall ab.

»Wir erkennen unsere Heimat nicht wieder und protestieren gegen diesen Waldabbau, den der Kreis auf seinen Flächen als so genannte Pflegemaßnahme betreibt«, sagen beispielsweise Werner Clausen, seit 40 Jahren ehrenamtlicher Mitarbeiter der Unteren Landschaftsbehörde, sowie Heinz Jakobmeyer (Verein »Freunde der Heide«) und auch auch Ratsherr Reinhard Holle aus Oppenwehe. »Seit Jahren beobachte ich, dass viel Holz geschlagen wird. Seit 2006 ist dies sogar ganz massiv der Fall«, hat Clausen festgestellt.
Dabei ist der Naturfreund nicht generell gegen die Beseitigung von Bäumen. »Für den Erhalt der eigentlichen Moorflächen ist diese Vorgehensweise richtig. Im Randbereich allerdings sollte das Fällen unterbleiben, weil die vielen Insektenarten keinen Windschutz mehr haben.«
Clausen und Jakobmeyer weisen auch auf die Kosten für den Steuerzahler hin, die durch die jüngste Fällaktion am Schafstall entstehen. »Außerdem hat dort ein Habichtspaar sein Brutrevier und wird nun vertrieben«, ärgert sich Clausen.
Ebenso wie Jakobmeyer kritisiert er auch die Pflege der Moorfläche durch Schafe. »Der Schäfer schlegelt - vom Kreis geduldet - die Flächen mit dem Traktor, zäunt sie ein und treibt die Schafe in das Gehege. Die Tiere bleiben dann tagelang auf dieser einen Fläche. Das mechanische Schlegeln schädigt den Pflanzenwuchs. Früher kamen die Schafe nachts in den Stall, wo sie auch ihren Dung zurückließen. Es fand also kein unerwünschter Nährstoffeintrag in den schützenswerten Moorboden statt. Weil die Tiere heute lange auf einer Stelle verweilen, ist ein Nährstoffeintrag unvermeidlich.«
Clausen kritisiert dafür nicht den Schäfer, sondern den Kreis, »der diese Art der Beweidung zulässt«. Clausen und Jakobmeyer haben auch kein Verständnis dafür, dass der Kreis auf dem Wanderweg zwischen Summann und dem Schafstall einen großen Aussichtsturm bauen ließ.
»Allein die massiver Betonsohle lässt schon erahnen, welch ein Aufwand hier auf Kosten des Steuerzahlers betrieben wurde«, meinen die Beiden und kritisieren: »Wenn der Turm zur Beobachtung der Kraniche dienen soll, hätte er an ganz anderer Stelle stehen müssen. Die großen Vögel rasten dort nämlich gar nicht. Sie sind auf den abgeernteten Maisfeldern an der Grenze zu Brockum, im Bereich Thielemanns Horst, oder im Oppenweher und Oppendorfer Fledder zu finden.«
Heinz Jakobmeyer kritisiert zudem, dass die »Freunde der Heide« in den vergangenen Jahrzehnten vom Kreis kontinuierlich »vom Moor ausgeschlossen worden sind«. Früher habe der Verein eigene Wanderwege gepflegt, eine Hütte angelegt und Bänke aufgestellt. »Die Hütte wurde abgerissen, unsere Bänke und Tische stehen jetzt bei Summann.« Die »Freunde der Heide« hätten dadurch mehr und mehr das Interesse am Moor verloren.
Die zuständigen Mitarbeiter der Kreisverwaltung waren gestern nicht erreichbar. Statt dessen antwortete Friedhelm Niemeyer, Biologe beim BUND auf die Vorwürfe.
Niemeyer wurde vom Kreis Minden-Lübbecke beauftragt, das Oppenweher Moor aus naturschutzfachlicher Sicht mitzubetreuen. Er betont, dass die Fällaktion am Schafstall gestern beendet wurde. »Es ging nicht darum, den gesamten Wald abzuholzen. Bäume, darunter auch nicht standortgerechte Fichten, sollten weichen, damit Licht an den Boden kommt und die Heide wieder eine Chance hat. Dies war früher ein Heidestandort, und auch die lichtbedürftigen Weiden - ebenfalls von den Birken verdrängt - gehören dort wieder hin.«
Bei Fällaktion in anderen Bereichen am Mooresrand sei es darum gegangen, den Schutz für seltene Wiesenvögel wie Brachvogel, Schafstelze oder Kiebitz zu verstärken. »Diese Tiere benötigen nicht nur feuchte Wiesen, sondern auch offene Landschaft«, sagte Niemeyer. Der Kreis habe diese Flächen auch deshalb aufgekauft, um sie als Lebensraum für die Wiesenvögel herzurichten.
Niemeyer bestreitet, dass die Schafe über Nacht im Moor bleiben. »Der Schäfer treibt sie nachts wieder heraus. Das ist die Bedingung des Kreises und des Naturschutzes«. Das »Pfeifengras und die Jungbirken« würden in der Tat abgeschlegelt: »Die Schafe können die Pflanzen dann besser verbeißen.«
Beim neuen Turm im Moor handele es sich nicht um einen »speziellen Kranich-Beobachtungsstandort«, sagte Niemeyer. »Die Besucher sollen hier vielmehr die Wasserfläche und die offene Moorlandschaft beobachten können.«

Artikel vom 24.01.2007