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Einsatzkräfte kommen
mit dem Schrecken davon

Überschwemmungen und umgestürzte Bäume im Altkreis Halle

Von den Mitarbeitern der Lokalredaktionen im Altkreis Halle
Altkreis Halle (WB). Mit dem Schrecken davongekommen ist ein RWE-Mitarbeiter in der Nacht zu Freitag: Ein Baum krachte auf der Casumer Straße in Versmold auf seinen Wagen. Einer von unzähligen gefährlichen Einsätzen aller Helfer im Altkreis Halle.

Es herrschte Hochbetrieb für mehrere hundert Rettungskräfte. Ein dramatischer Zwischenfall ereignete sich in Hesselteich. Als die Feuerwehr den Baum vom RWE-Fahrzeug wegräumen wollte, knickten sechs weitere um. Ein Feuerwehrmann konnte sich nur mit einem beherzten Sprung zur Seite retten.
Empfindliche Geräte wie Fernseher oder Computer schalteten sich einfach aus: Für Millisekunden blieb in der Sturmnacht der Strom auch in Halle weg. Ursache waren Kurzschlüsse. An der Siedinghauser Straße in Hörste kippte eine Tanne in einen Freileitungs-Hausanschluss. Am Ascheloher Weg in Höhe Haus Nr. 66 und am Steinhausener Weg fielen Bäume in Freileitungen und rissen sie zu Boden.
Auch in Werther war die Feuerwehr bis tief in die Nacht im Einsatz, setzte alle drei Züge mit 90 Blauröcken ein. Einen Großteil seiner Leute hatte Wehrführer Joachim Heidemann in die Alte Bielefelder Straße geschickt. Dort waren die Einsatzkräfte noch bis gestern Mittag damit beschäftigt, das Stadthotel trocken zu legen. »Offenbar konnte der Schwarzbach die Regenmassen nicht mehr schlucken, und dann hat sich das Wasser einen neuen Weg gesucht«, sagte Heidemann gestern. Bauhof-Mitarbeiter hatten Donnerstagnachmittag noch sämtliche Gullis kontrolliert, genutzt hat es indes nichts.
Als unmittelbare Sturmschäden verzeichneten die Einsatzkräfte in der Bergstadt mehr als 60 umgestürzte Bäume, davon vier auf Autos, und 30 schwere Stromausfälle. Erst gestern Mittag hatte ganz Werther wieder Strom. Die Straße »Nordholz« bleibt allerdings noch bis kommende Woche an einem Notstromaggregat. Menschen kamen im gesamten Stadtgebiet nicht zu Schaden. Wie hoch der materielle Schaden ist, vermochte gestern niemand seriös zu sagen. Joachim Heidemann: »Das kann man noch nicht überblicken. Das ist Aufgabe der Gutachter.«
Mehr als 80 Einsätze fuhr die Versmolder Feuerwehr bis Freitagnachmittag. »Versmold ist noch mit einem blauen Auge davongekommen«, sagte Ordnungsamtsleiter Hans-Jürgen Matthies. Vor allem umgestürzte Bäume, aber auch vollgelaufene Keller hielten die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr stundenlang in Atem.
Auf der Bundesstraße 476 hatten sich zeitweise kleine Seen und Aquaplaninggefahr gebildet. Auf der Wiesenstraße waren durch die Wassermassen im Kanalnetz Gullydeckel hochgedrückt worden. Das Gelände der Kläranlage stand unter Wasser. Aabach, Hessel und Ziegenbach traten stellenweise über ihre Ufer. »Land unter« hieß es auf gesperrten Abschnitten der Rebhuhnstraße und der Langen Straße. Mit der Freigabe für den Verkehr ist für diesen Samstag zu rechnen.
Am Freitagvormittag stabilisierte sich wieder der Zugverkehr auf der Haller Willem-Strecke. Die Nordwestbahn hatte in den frühen Morgenstunden schon Erkundungszüge losgeschickt.

Artikel vom 20.01.2007