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Auf dem langen Weg der Besserung

Bürener Hospital stand kurz vor dem Aus und hat nun wieder eine Zukunft

Von Heinz-Peter Manuel
Büren (WB). »Wir humpeln zwar noch, aber immerhin gehen wir wieder.« So beschreibt Verwaltungsleiter Jürgen Thunert die derzeitige Situation auf dem mühsamen Weg des St. Nikolaus-Hospitals in Büren zu einem »gesunden« Haus.

Damit das gelingt, investiert der Träger, die Marseille-Kliniken AG, dieses Jahr wieder einen sechsstelligen Betrag in das Krankenhaus, das vor gut einem Jahr keine Zukunft mehr zu haben schien.
Ein Blick zurück: Kurz vor Weihnachten 2005 sah es so aus, als müsse das traditionsreiche Krankenhaus nach mehr als 150-jährigem Bestehen seine Pforten für immer schließen. Denn der damalige Träger, der Kirchenvorstand der katholischen St. Nikolaus-Gemeinde, der das Hospital mit eigenen Mitteln nicht mehr tragen konnte, trat auf der Suche nach neuen Verantwortlichen auf der Stelle.
Die Verhandlungen erwiesen sich als ausgesprochen zäh, eine Unterschrift rückte in immer weitere Ferne. Erst ein finanzielles Hilfsversprechen der Stadt trug mit dazu bei, den für Büren immens wichtigen Standortfaktor zu sichern. Als besonders schädlich für St. Nikolaus wurde und wird das zwischenzeitliche Engagement einer aus dem Paderborner St. Johannisstift und dem Evangelischen Krankenhaus Lipp-stadt bestehenden Gesellschaft betrachtet, die unter anderem den Auftrag für den Betrieb einer chirurgischen Abteilung zurückgab. »Ohne Not«, wie Verantwortliche heute in Büren meinen.
Unter dieser »Amputation« leidet auch heute noch das Krankenhaus. Deshalb setzen Jürgen Thunert und der hinter ihm stehende Konzern alles daran, eine Chirurgie nach Büren zurück zu holen. Inzwischen werden Gespräche direkt mit dem Landes-Gesundheitsministerium geführt.
»Als wir am 1. Januar 2006 das Haus übernahmen, lagen 16 Patienten hier«, erinnert sich Jürgen Thunert an den schwierigen Beginn in dem 64-Betten-Haus -Ê60 Betten sind in der inneren Abteilung, vier auf der Intensivstation. Außerdem hatte man keinen Chefarzt, denn der hatte gekündigt.
Nach der nicht sehr ermutigenden Bestandsaufnahme machte man sich zunächst daran, den Rettungsdienst zu sichern. Das ist gelungen. Seit Februar vergangenen Jahres steht der Notarztwagen wieder täglich in Büren.
Ein wichtiger Meilenstein war auch die Einstellung des neuen Chefarztes Dr. Ingo Klemens, der am 16. Januar 2006 seinen Dienst antrat. Inzwischen komplettieren Oberarzt Dr. Hans-Georg Enkemeier und sechs Assistenzärzte die medizinische Mannschaft. Insgesamt zählt das Haus heute 81 Mitarbeiter.
Aufgestockt wurde zudem das Team der Intensivstation. Seither braucht die Abteilung beim Notarzt nicht mehr abgemeldet zu werden, sondern ist kontinuierlich besetzt. Das zeigt sich auch in der Belegung: Wurden im ersten Quartal noch 80 Fälle betreut, waren es im dritten Quartal bereits 340. Positiv entwickelt hat sich auch die gesamte Belegung. Nach schwachem Start ins Jahr erreichte das Haus eine durchschnittliche Belegung von 50 Prozent, wobei das zweite Halbjahr deutlich besser war als das erste.
Nicht nur die personelle Ausstattung mit jetzt »eigenen« Fachärzten, auch die technische Seite hat sich im Vorjahr verbessert. So investierte der Träger in zwei neue Ultraschallgeräte, in Beatmungsgeräte mit neuester Technik, in neue Defibrillatoren, ein neues Bronchioskop und ein neues Gastroskop.
Für dieses Jahr hat man sich den Umbau des Ergeschosses vorgenommen. Dort sollen, um kürzere Wege für ankommende Patienten zu schaffen, Notaufnahme, Aufnahme und Diagnostik statt der derzeit dort beheimateten Verwaltung ihren Platz finden.
Nicht zuletzt machte St. Nikolaus im vergangenen Jahr einen großen Schritt auf die Bevölkerung zu. Das Krankenhaus lud zu einem sehr gut besuchten »Tag der offenen Tür« ein und stellt dem Bürener Kinderchor und der Volkshochschule Räume im Schwesternheim zur Verfügung. Schließlich wurde auch das Bewegungsbad wieder aktiviert, das nun von einer Krebssportgruppe und für den Rehasport genutzt wird. »Ich glaube, dass wir auf einem guten Weg sind, das Krankenhaus langfristig in Büren stabilisieren zu können«, blickt Verwaltungsleiter Jürgen Thunert optimistisch auf die weitere Genesung des »Patienten« St. Nikolaus.

Artikel vom 27.01.2007