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Neuer Trumpf aus Tschechien

Handball: Jana Kolovratnikova für Oberliga-Spitzenreiter sofort spielberechtigt

Von Gunnar Feicht (Text und Foto)
Halle (WB). Handball- Oberligist Union 92 Halle hat sich im Kampf um den Aufstieg in die Frauen-Regionalliga noch einmal hochkarätig verstärkt: Die ehemalige tschechische Junioren-Nationalspielerin Jana Kolovratnikova (24) - sie ist die Lebensgefährtin von Arminia Bielefelds Fußballprofi David Kobylik - ist ab sofort für den Tabellenführer spielberechtigt.

Die nur 1,63 m große Rückraum-Mitte-Spielerin passt laut Trainer Karl-Heinz Klenke »zu 100 Prozent in unser Spielsystem«: »Sie macht den Ball noch schneller, ist Ýeins gegen einsÜ sehr stark und wieselflink auf den Beinen«, freut sich der Coach nach den positiven Eindrücken beim Probetraining. »Weil Jana besondere Qualitäten im Abwehrverhalten hat, können wir mit ihr als ÝIndianerÜ künftig auch eine effektive 5-1- oder 3-2-1Deckung spielen.« Weiterer Pluspunkt: Theresa Janzen bekommt mehr »Luft«, um die Gegner als Alternative für die Halb-Positionen vor neue Aufgaben zu stellen.
Die sympathische Tschechin hat im Mannschaftskreis sofort Anschluss gefunden. Und nachdem sie im Dezember gemeinsam mit David Kobylik auf der Tribüne den Haller 29:23-Heimsieg gegen Coesfeld miterlebt hatte, stand ihr Entschluss schnell fest: »In dieser Mannschaft möchte ich wieder Handball spielen.« Dass sich bei nunmehr 16 Spielerinnen im Kader bei einigen die Einsatzzeiten verringern dürften, ist offenbar kein Problem: »Alle haben sich für Jana ausgesprochen«, sagt das Spielführer-Duo Edda Sommer und »Nico« Pape unisono.
Jana Kolovratnikova, die zu Hause in Olmütz (Olomouc) Erstligahandball gespielt hat, stand nach dem Wechsel ihres Lebensgefährten zum DSC Arminia im Sommer 2005 zunächst in Diensten des Zweitligisten HSG Blomberg-Lippe und war im Frühjahr 2006 auch am Bundesliga-Aufstieg des Klubs beteiligt. »Der Aufwand mit sechs Trainingseinheiten pro Woche und weiten Fahrten war mir jedoch zu groß«, begründet Kolovratnikova, warum sie zuletzt pausiert hat. Im Herbst absolvierte sie in ihrer Heimat eine Fortbildung als Physiotherapeutin.
Ernst-August Stüssel von der HSG Union hatte bereits 2005 angefragt und versucht, die Tschechin für einen Wechsel nach Halle zu interessieren. Damals kam ihm Blomberg zuvor, doch es sollte sich lohnen, mit David Kobylik und dessen Freundin die Telefonnumern ausgetauscht zu haben und freundschaftlichen Kontakt zu halten. Um leistungsorientiert wieder einzusteigen, findet Jana Kolovratnikova bei Union ideale Bedingungen vor: nur noch dreimal Training pro Woche, kurze Wege (vom Wohnort Quelle aus kann sie mit Sandra Huck eine Fahrgemeinschaft bilden) und eine ehrgeizige junge Mannschaft, in der sie sich gut aufgenommen fühlt.
Ist Spitzenreiter Union Halle mit sechs Punkten Vorsprung und dieser Verstärkung jetzt überhaupt noch aufzuhalten? Karl-Heinz Klenke verbreitet Optimismus, behält aber die nötige Bodenhaftung: »Wir wollen natürlich unsere Chance wahrnehmen und oben bleiben. Die Gefahr, dass jemand die nächsten Aufgaben zu leicht nimmt, sehe ich nicht. Wir forcieren sogar noch einmal das Training und bauen vor jedem Spiel die nötige Spannung auf.«
n Zwei junge Haller Spielerinnen stehen in der kommenden Saison längere Zeit nicht zur Verfügung. Male Stüssel siedelt ab September für ein Dreivierteljahr nach Lima (Peru) über, wo sie in einem Kinderheim arbeiten wird. Maria Hamel beginnt ebenfalls im Herbst eine Ausbildung bei der Polizei in Hannover.

Artikel vom 18.01.2007