Bielefeld (WB). Die aktuelle Krise in der CSU erinnert an den Machtkampf des Jahres 1993. Auch damals wurde unsauber gearbeitet.Theo Waigel, 1993 bei der Streibl-Nachfolge von Stoiber übertrumpft.
Im Streit um die Nachfolge von Ministerpräsident Max Streibl setzte sich der damalige bayerische Innenminister Edmund Stoiber gegen Parteichef Theo Waigel durch. Die Waigel zugestandene »Gesamtzuständigkeit für die Partei« währte bis 1999. Dann musste der 1998 mit Kanzler Helmut Kohl abgewählte Finanzminister Waigel auch den CSU-Vorsitz an Stoiber abtreten. Auslöser des Zweikampfs vor fast 14 Jahren war die so genannte Amigo-Affäre. Streibl war nicht mehr zu halten, weil er als Finanzminister auf Kosten eines Unternehmers Urlaubsreisen unternommen hatte. Am 11. Mai ging Waigel in die Offensive und meldete in einem Gespräch mit Streibl sowie mit dem damaligen Fraktionschef Alois Glück seinen Anspruch an. Im Gegenzug wurden Stoiber Hoffnungen auf ein Ministeramt in Bonn gemacht. Stoiber erklärte, es gebe »keine Erbhöfe und keine geborenen Kandidaten«. Die CSU-Landtagsfraktion werde »in geheimer Abstimmung« entscheiden. Während Waigel sich in erster Linie auf die Bonner CSU-Landesgruppe und ihren Vorsitzenden Michael Glos verlassen konnte, wusste Stoiber die bayerische Landtagsfraktion hinter sich. Am 12. Mai waren die Würfel gefallen: Die selbstbewussten Landespolitiker, die sich von »denen in Bonn« nicht reinreden lassen wollten, empfingen Stoiber mit großem Applaus. Auch bei einem Treffen mit Stoiber am 14. Mai konnte Waigel das Blatt nicht mehr wenden, obwohl er mit dem Rücktritt von allen Ämtern gedroht haben soll. Am 28. Mai war Stoiber am Ziel. Bei der Wahl zum Ministerpräsidenten versagte ihm nur ein CSU-Mann die Stimme. Welche Rolle in dem Machtkampf Indiskretionen über Waigels Ehe und neue Beziehung zu Irene Epple gespielt hatten, bleibt Spekulation.
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