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»Kennenlernen - Deutsche
aus Osteuropa bei uns«

Sonderausstellung des Volkshochschul-Verbandes in Dissen

Dissen (mp). »Für viele Bundesbürger ist es nur schwer zu begreifen, dass auch außerhalb der Grenzen Deutschlands Deutsche leben - und das seit viele hundert Jahren!«
Richard Sautmann, promovierter Geschichtswissenschaftler, Stadtarchivar in Borgholzhausen und Versmold, und auch 2. Vorsitzender im Heimatverein Dissen, trat in seinem Vortrag zur Eröffnung der Ausstellung »Kennenlernen - Deutsche aus Osteuropa bei uns« der Vorstellung entgegen, dass in einem Land, in einer Nation, nur eine Volksgruppe zu Haus sein kann.
Die Ausstellung in den Räumen der Heimatstube im Haus Rosinenstraße 18 widmet sich der Geschichte und Lebenssituation der Deutschen aus Osteuropa. Sie ist eine Leihgabe des Deutschen Hochschulverbandes und beschäftigt sich mit Geschichte, Gegenwart und Zukunft von Deutschen, die vor mehr als 200 Jahren Deutschland verließen und heute hier leben. Sie möchte Vorurteile gegenüber Spätaussiedlern abbauen, Fakten zu ihrer Auswanderung darstellen und Chancen zur Integration aufzeigen.
»Insbesondere seit dem 19. Jahrhundert«, erklärte Sautmann, »sorgten wahre Auswanderungsströme für eine weitgehende Durchmischung vieler Nationen, und im Hinblick auf Russland ist die Vorstellung des Ein-Volk-Staates ohnehin unsinnig!« Etwa 140 Nationen hätten auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion gelebt, und jeder Bürger habe in seinem Pass den Eintrag der jeweiligen Nationalität gehabt.
Den Deutschen in Osteuropa, gleichgültig ob in Russland oder in Rumänien und übrigens auch auf dem Gebiet der polnischen Republik bis zum Zweiten Weltkrieg, sei es gelungen, in engem Kontakt mit ihrem Mutterland - damals dem Deutschen Reich - zu bleiben. Danach allerdings seit der neuen Weltordnung, die Ost und West bis Ende der 80er Jahre trennte, seien die Kontakte abgerissen. »Die Menschen in Osteuropa dagegen«, berichtete Sautmann, »standen nach dem Krieg vor ganz eigenen Problemen: Deutsch zu sprechen wurde ihnen vielfach verboten, die Kinder durften es in der Schule nicht mehr lernen. So sprechen und schreiben insbesondere die jüngeren Spätaussiedler oft nur wenig deutsch und müssen es hier erneut lernen, während die älteren vielfach noch süddeutsche oder niederdeutsche Dialekte sprechen!«
Die Ausstellung kann noch an den beiden Sonntagen 21. und 28. Januar 2007 jeweils von 15 bis 18 Uhr besichtigt werden.

Artikel vom 16.01.2007