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Für den Fiat 125 gilt:
»Alte Liebe rostet nicht«

Toralf Tietz sammelt alle Varianten des sportlichen Italieners

Von Michael Schläger und
Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Er hat nicht den Kultstatus eines VW Käfers, eines Borgward oder Uralt-Porsches. Und doch ist er ein Stück automobiler Nostalgie: der Fiat 125. Der Bielefelder Toralf Tietz (42) verfügt über eine einmalige Sammlung sämtlicher in Deutschland zwischen 1967 und 1972 verkauften Varianten des flotten Italieners.

Wie so oft verbindet sich persönliches Erleben mit einer Sammelleidenschaft. »Mein Vater hatte einen Fiat 125«, erzählt Toralf Tietz. »Es war das Auto meiner Jugend.«
Dann, 1989, Tietz hatte bereits eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker absolviert, erhielt er die Gelegenheit, günstig eine der damals schon etwas in die Jahre gekommenen eckigen Kisten mit den in Chrom eingefassten Doppelscheinwerfern zu erwerben. Aus dem Spontankauf wurde eine Sammelleidenschaft. Neun Fiat 125 einschließlich des später in Polen gefertigten Modells und ein weiteres Fahrzeug »als Ersatzteillager« nennt er sein eigen.
»Alle sind fahrbereit«, betont Toralf Tietz und räumt gleich mit einem Vorurteil auf, der Fiat 125 sei ein besonders anfälliges Fahrzeug gewesen. Im Gegenteil: Mit 100 PS und einer Spitzengeschwindigkeit von bis zu 175 Stundenkilometern konnte es der »125« damals locker mit der sportlichen Konkurrenz von Alfa, Lancia oder BMW aufnehmen.
»Der rostet schon im Prospekt«, hieß es früher. »Der Rost war ein Problem«, sagt auch Tietz. Aber er verweist auf die für damalige Verhältnisse fortschrittliche technische Ausstattung des Fahrzeugs. Knüppelschaltung, Halb- oder Vollautomatik, vier Scheibenbremsen, Drehzahlmesser, eine komfortable Innenausstattung - all das war Ende der 60er Jahre noch keine Selbstverständlichkeit. »Und brachte dem Fiat 125 im Jahr 1968 den Titel Auto des Jahres ein.«
Die Käufer schätzten das muntere Fahrzeug aus der »Fabrica Italiana Automobili Torino« (FIAT). Der Nachfolger, der »132«, konnte nicht an die Erfolge des Vorgängers anknüpfen und leitete eher schwierige Jahre für den italienischen Autobauer ein.
Eine leicht veränderte Karosserie und eine Technik, die eher am Vorgänger Fiat 1500 orientiert war, zeichnete den auch im Westen als Günstig-Auto verkauften Polski Fiat aus. Auch diese Variante ist Teil von Tietz' Sammlung, die ausschließlich in Deutschland vertriebene Typen beinhaltet »In Italien waren noch andere Modelle auf dem Markt.«
Gefunden hat er die Autos bei Privatleuten und Händlern im ganzen Land, teilweise auch über Inserate in Oldtimer-Zeitschriften. Ihre Fahrleistung liegt bei 60 000 Kilometern bei einem kaum genutzten »Rentnerfahrzeug« bis zu 154 000 Kilometern.
In einer Halle stehen die Fahrzeuge in einer Reihe aufgebockt. Der Traum von Sammler Tietz, der inzwischen einen Chauffeurdienst betreibt, ist die Präsentation der Autos in einem Museum. »Ich möchte ein Stück italienischer, aber auch deutscher Automobilgeschichte erhalten.«

Artikel vom 15.01.2007