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Zwei Jugendliche (17)
töten argloses Ehepaar

Gymnasiasten nehmen Geisel und stechen Opfer nieder

Von Axel Büssem
Tessin (WB/dpa). In Tessin in Mecklenburg-Vorpommern haben zwei 17-jährige Gymnasiasten Samstagabend ein 15-jähriges Mädchen als Geisel genommen und ein Ehepaar getötet. Die Täter wurden von der Polizei zur Aufgabe bewegt und sitzen jetzt in U-Haft.
In zwei Polizeiwagen wurden die Jugendlichen vom Tatort fortgebracht. Foto: dpa

Gestern Abend erließ das Amtsgericht Hagenow Haftbefehl wegen Totschlags, Geiselnahme und gemeinschaftlichen Diebstahl. Die beiden Jungen haben die Tat inzwischen gestanden. Ein »nachvollziehbares Motiv« hätten sie nicht genannt, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft mit. Sie hätten nicht vorgehabt, den Mann an der Tür zu töten. Die Schüler hatten die Bluttat angekündigt, ohne Details zu nennen. Einem Zeugen hatten sie gesagt, sie wollten einen Menschen umbringen. Wonach sie ihre Opfer ausgewählt haben, ist noch ungeklärt.
Offenbar wollten sie das Auto der Familie rauben. Als der 46-jährige Familienvater ihnen am Samstag gegen 22 Uhr die Tür öffnete, sollen die Gymnasiasten sofort auf ihn eingestochen haben und kurz darauf auch die 41-jährige Ehefrau erstochen haben. Der Sohn der Opfer hatte sich unbemerkt im Wohnzimmer verbarrikadieren und die Polizei alarmieren können. Als diese eintraf, versuchten die Verdächtigen, im Auto der Opfer zu fliehen. Dabei nahmen sie ein 15-jähriges Mädchen, das sie schon gefesselt und geknebelt zum Tatort mitgebracht hatten, als Geisel. Nachdem die Täter einen Zaun durchbrochen und ein anderes Auto gerammt hatten, endete ihre Flucht. Nach einstündiger Verhandlung mit der Polizei gaben sie auf. Die Geisel blieb körperlich unverletzt.
Mindestens einer der Täter soll aus dem Ort stammen. Von den dramatischen Geschehnissen in der Nacht hatten die meisten der 400 Dorfbewohner zunächst nichts mitbekommen. Viele wurden erst durch Eilmeldungen in Radio und Fernsehen darauf aufmerksam: »Ich habe es in den Nachrichten gehört und bin gleich am Morgen hingefahren«, sagt ein Mann, der in der Nähe eine Garage hat. »Ich begreife nicht, was da geschehen ist.«
Die Polizei hielt Schaulustige vom Tatort fern. Ermittler sicherten Spuren, Polizeihubschrauber ermöglichten Tatortfotos aus der Luft. In dem Ort kannten alle die Opfer: Der Mann war Fensterbauer, die Frau arbeitete im Fliesenwerk im nahen Boizenburg. »Ich begreife das nicht«, sagt eine Nachbarin. »Das waren so ruhige und unauffällige Leute. Die hatten doch niemandem etwas getan!«

Artikel vom 15.01.2007