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Kommt in die Gondel, Leute...!

Die hannoverschen Museen starten beachtenswerte Kunstprojekte

Hannover (dpa). Mit gleich zwei Projekten macht die Landeshauptstadt von sich reden. Zum einen geht es um den venezianischen Karneval, zum anderen um eine Ergänzung zur Kasseler »documenta«.

Knapp fünf Wochen vor dem Beginn der Karnevalssession 2007 eröffnet die Stadt Hannover bereits das närrische Treiben: Das Historische Museum zeigt von diesem Samstag an bis 21. Februar die Sonderausstellung »Maskerade venezianisch - Karneval im barocken Hannover«. Wie ein Museumssprecher mitteilte, erlebten die Welfenfürsten seit 1650 fast jedes Jahr den Karneval in Venedig. Sie waren von den Maskeraden und pompösen Verkleidungsspielen tief beeindruckt und scheuten weder Aufwand noch Kosten, um den Karneval in Hannover zum herausragen Ereignis im Jahresablauf zu machen.
Die Kasseler Weltkunstschau documenta bekommt in diesem Sommer einen kleinen Mitbewerber: In Hannover wollen drei Museen mit der Überblicksausstellung »Made in Germany« junge in Deutschland arbeitende Künstler präsentieren und bewusst von der Magnetwirkung der documenta profitieren. »Ich freue mich, wenn die documenta andere in Bewegung setzt«, sagt documenta-Geschäftsführer Bernd Leifeld, der das Projekt in Hannover nicht als Konkurrenz sieht. Parallel zum Kasseler Kunstspektakel buhlen außerdem die »Skulptur Projekte Münster«, die Kunstmesse Art Basel und die Biennale in Venedig in diesem Sommer um die Gunst der Kunstliebhaber.
»Wir wollen uns nicht gegen die documenta positionieren und nicht als neue documenta präsentieren«, sagt die Sprecherin der »Made in Germany«-Ausstellung (25. Mai bis 26. August), Beate Anspach. Vielmehr sei das Projekt als Ergänzung zu Kassel geplant. »Unser Interesse ist es, die internationale Kunstszene zu erreichen.« Erstmals haben für die Ausstellung die drei modernen hannoverschen Kunstmuseen - das Sprengel Museum, die Kestnergesellschaft und der Kunstverein Hannover - eine Zusammenarbeit vereinbart.
»Wir wollen junge Künstler zeigen, die in Deutschland arbeiten«, sagt der Direktor der Kestnergesellschaft, Veit Görner. »Wie sieht die nächste Generation aus?« »Made in Germany« solle etwa 50 Künstler sowohl deutscher als auch ausländischer Herkunft präsentieren. »Warum ist gerade Deutschland und vor allem Berlin zunehmend Anziehungspunkt für Künstler aus dem Ausland?«, sei eine der Fragestellungen.
Wenn es mit der Ausstellung gelinge, ein Schlaglicht auf die Kunstszene zu werfen, sei eine Wiederholung, beispielsweise im Fünfjahresrhythmus der documenta denkbar, meint Görner. Ähnlich wie bei der documenta ist außerdem ein umfangreicher zweisprachiger Katalog geplant. Dieser solle »das Kunstland Bundesrepublik erfassbar machen«.
Zur Auswahl der Teilnehmer seien etwa 100 Künstler begutachtet und zumeist auch in ihren Ateliers besucht worden, sagt Görner. Das Augenmerk habe dabei nicht auf den bereits in den neunziger Jahren bekannt gewordenen Künstlern gelegen, sondern auf der folgenden Generation.

Artikel vom 13.01.2007